Im Laufe eines Festivals häufen sich in meinem Notizbuch eine ganze Menge an Gedanken, Sinnlosigkeiten und Bemerkungen an, die zum Teil Einzug in Texte halten, zum Teil aber auch einfach verschwinden. Um sie nicht völlig zu verlieren, habe ich mich entschieden, sie hier in ihrer rohen Form zu publizieren. Ich erhoffe mir, dass ein Bild meiner Wahrnehmung der einzelnen Filme entsteht und sich zudem auch Spuren einer Festivalerfahrung zwischen Rausch, Müdigkeit, Klarheit, Euphorie und Gleichgültigkeit offenbaren.
Fish Tail
Taxi von Jafar Panahi, 2015
Promising Phantom Rides, man verwendet Film im Alltag (ist das eine Chance die Zensur zu überwinden? Hochzeitsvideo, Handy etc.), eine Welt zwischen ihrem Realismus und dessen Verklärung
Meta-Spielereien (manchmal gewinnt P. tatsächlich was Neues daraus: Schauspieler von Schauspieler als Schauspieler identifiziert…); Selbstdarstellung (Panahi der Lehrer weiß wie es geht…)
Queen of the Desert von Werner Herzog
Oh ja, ich habe Verständnis für den Anderen und alle Menschen haben Schönheit und so. Wir sprechen alle Englisch, aber die Poesie unserer individuellen Sprachen ist wundervoll. (ein Film über Sprachen in der falschen Sprache)
Emanzipation
Überbohrendes Melodrama unterbrochen von Tieren und Humor mit ganz komischem Look…Auflösung ist Katastrophe, eigentlich alles Katastrophe…Kamera bewegt sich immer ohne Sinn (Malick für Anfänger)
Queen of Earth von Alex Ross Perry
Gesichter, ihre Regungen
Repulsion+Persona+Virginia Woolf
Tapetentitelsequenz…es werden Tassen und Kissen geworfen. Wenn das Wasser in 16mm flimmert…
Frage der Originalität? Ist sowas wichtig? Wieso stört es mich, wenn es etwas schon mal gegeben hat?
Horror der verschwundenen Liebe, der Nähe usw.
Fish Tail von Joaquim Pinto/Nuno Leonel
Schwimmen Lernen – Untergehen – Angst überwinden
Anekdotische Szenen, persönlich und intim
Thema ist immerzu der eigene Prozess, das eigene Finden und das eigene Verhältnis zur gefilmten Realität. Vergangenheit wird als Indikator für die Gegenwart benutzt. Filmemachen aus der ersten Person (sind Ehepaar);
Aufmerksamkeit für die Welt, einen Ort
Im Kino kann mich niemand sehen. Wenn mich niemand sehen kann, dann kann ich nicht bestohlen werden. Stiehlt mir das Kino Zeit? Schenkt mir das Kino Zeit? Alle laufen an sich vorbei.
Les dos rouge
Ixcanul von Jayro Bustamente
Tolle Bilder, sie sind so toll, dass sie nicht mehr toll sind, weil sie einer gewissen Auffassung von „toll“ entsprechen oder ist das nur mein abgenutzter Blick?
Tier/Mensch Metaphern mit zartem Anstrich eines magischen Realismus, der hier allerdings zum fatalen Leben führt genau wie der Glaube und Aberglaube der Figuren. In den Tod.
Wieder ein Film, der besonders auf Sprache achtet und damit arbeitet.
Rolle der Frauen, die Mutterfigur ist gut
Setting!
Les dos rouge von Antoine Barraud
Der Ring von Bonello
Versammlung schöner Dinge in einem Film und dann darüber nachdenken
Ironie und Ernsthaftigkeit
Es gibt diesen Augenblick in einem Film, in dem ich spüre, dass es ein sehr guter Film ist. Oft verspüre ich dann den Drang es rauszuschreien, ja, ich will den Film dann sogar stoppen, damit ich es allen erzählen kann und damit er niemals aufhört. Wann ist dieser Augenblick. Hat das mit Wahrheit zu tun, wenn ich Wahrheit fühle? Oder ist es eher eine ästhetische Frage oder alles zusammen, vielleicht bilde ich es mir nur ein. Wenn dieser Moment einmal eingetreten ist, dann sehe ich auch über Fehler leichter hinweg.
Monster in uns selbst
The Forbidden Room von Guy Maddin, Ewan Johnson
Fassbinder-Lieben ohne zu fordern von Christian Braad Thomsen
Nein!!!
Mar von Dominga Sotomayor
Wieder Frage nach Originalität. Habe ich ein Recht mich über ihr Fehlen zu beschweren?
Blau-Grüner Film
Männerfiguren sind etwas anders als sonst. Sie leiden weniger?
Knight of Cups von Terrence Malick
Es war ganz ruhig im Kino. Aber man spürt eine Feindlichkeit. Das Gefängnis der eigenen Schönheit. Wie schön darf ein Film sein, wie oberflächlich schön, was heißt oberflächlich schön im Film?
„Mother, Father“
Erdbebenszene, Partyszene, Reklameslogans
Schaut Malick eigentlich Filme?
Frage: Ist es sinnvoll sich viele Filme anzusehen? Bewusstseinsschwelle, Wahrnehmungsschwierigkeiten, aber Penetration ist stärker. Man muss Distanz wahren oder völlig eintauchen. Malick wie viele Filme auf einmal sehen, viele Bilder. Ich werde dabei wacher.
Manchmal ist die Welt dem Kino näher, wenn man die Augen schließt.
El club
3 Queer-Shorts:
The Mad Half Hour: Tennisszenen, ich liebe Tennisszenen, Katz emit 3 Augen, Typ läuft gegen Gegenstämde
Blood Below the Skin: Sofia Coppola Lipstick-Style, Bigmouth Strikes Again
Bad at Dancing
El club von Pablo Larraín
Bitterböse und zynisch, die monströse Verkehrung von Des homes et des dieux; spielt mit Vorurteilen gegenüber allen Dingen, die mit Homosexualität und Pädophilie in katholischer Kirche zu tun haben;
Sieht aus wie Reygadas, hat aber komische Dialoge.
Schuld…was ist das?
Licht und Dunkelheit: Finden der Grauzonen, bewegt sich an den Grenzen
Übertreibung, zu viel Musik? Bizarre Sexszene
Als wir träumten von Andreas Dresen
Laut und so und wir gehen voll mit…sollen voll mitgehen
Dialoge: manchmal komisch, immer gestellt
Knallige Zwischentitel
Alles wirkt so bieder wegen Form +Erzählung
Jia Zhang-ke, a guy from Fenyang von Walter Salles
Wie Assayas über Hou: geht an Orte, an denen er gedreht und/oder gelebt hat
Weinanfall: Wenn Regisseure weinen. Habe dabei Polanski gesehen. Kann ich nicht glauben. Warum? Sind Regisseure keine Menschen? Ich glaube nicht, dass ein Filmemacher vor der Kamera weinen kann.
Memo an Rainer: kommt aus „ärmlichen“ Verhältnissen
Am besten immer dann, wenn er nur beobachtet
Zhang-ke: Film hat immer eine persönliche Note jenseits des Publikums
Frodon ist da. Er sagt 300 Mal, dass ees ein Buch gibt, das er herausgegeben hat.
Under Electric Clouds
Aferim! von Radu Jude
Albert Serra
The Last Detail
Absurder Humor (Kind wechselt plötzlich die Seite ohne Grund etc.)
Mise-en-scène à la HHH; Tableaus, die Geheimnisse verbergen
Dialoge aus Aufzeichnungen
Under Electric Clouds von Aleksey German Jr.
Ich habe gesehen wie sich der Mond bewegt. Ich bin mir ganz sicher. Die Kamera hat den Mond bewegt.
Schwenks/Tiefenschärfe/Teleobjektive am Meer (zugefroren…) Unsicherheit über das, was als nächstes ins Bild kommt (der Schock einer Bewegung, Hypnose, Bann)
Was ist Zeit? Ich habe sie dort verloren.
Endzeit ist Rauch
Allegorien und Allegorien und Allegorien und alles ist sicher politisch
Ken Jacobs Double
Bizarre von Étienne Faure
Gute Darsteller: Homsexuelle immer zugleich klischeehaft und individuell.
Musik, oh ja (Glass, Satie, Hendrix,…)
Crazy Masken-Sex-Showszenen in echtem Club in NY
Kameraarbeit unter aller Sau: Pixelfehler, Roter Punkt ab und zu im Bild, belanglose, platte Bilder
Ich glaube, dass ich Sergei Loznitsa im Kino gesehen habe. Warum sollte Loznitsa in Bizarre gehen?
Vergine giurata von Laura Bispuri
Langes Offenlassen der Thematik (aus dem Handbuch, alles aus dem Handbuch wieder)
Elliptische Schnitte
Lars Eidinger und sein Penis (im Endeffekt eine Kultrolle, dafür nur etwas zu ernst)
Gute Sequenzen: Nahe Aufnahmen von Körpern im Schwimmbad, Beerdigung als Männlichkeitsritual
Aber: Synchronschwimmen mit dieser Musik?
Cancelled Faces
Cancelled Faces von Lior Shamriz
Mut zur eigenen Intelligenz
Authentizitätsstreben VS Los Angeles: Film und Orte: wo filmt man? Erzählt als Israeli eine persönliche Geschichte in einem fremden Land
Musikteppich; entleerte Räume
Vertrauen in Beziehungen und die Frage, was auf einem Gesicht passiert. Als würden wir auf Gesichtern die Katastrophe erwarten, die das Ende der Liebe einläutet selbst in den Momenten, in denen wir auf dem gesicht nur die Liebe selbst sehen können. Funktionieren deshalb Close-Ups so gut im Kino, weil man eine Katastrophe und die Liebe gleichermaßen darin antizipieren kann?
Wayward Fronds von Fern Silva
Schlangen in verlassenen Hotels und ich liebe jeden Alligator
IEC Long von João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra
Found Footage: 1. Foto 2. Film: unterscheidbar (Kleidung), ununterscheidbar (Bewegung kommt spät)
Apichatpong!
Gedichtzwischentitel: Memories of Love
Feuerwerks-KÖRPER
Überblendungen zwischen den Zeiten
Wayward Fronds
Big Father, Small Father and Other Stories von Phan Dang Di
Ellipsen, Tanz, Tanz mit der Kamera
Sehr glatte Bilder und sehr aufgesetztes Sounddesign…almost like Hollywood
Motorrad fährt im Kreisel wie Antoine Doinel, Sex im Matsch
Stimmungen, gestochen scharf
Alice in den Städten+Neun Leben hat die Katze
Ich fühle mich wohl im Kino. Deutsches Kino. Mutig.