Viennale 2018: Her Smell von Alex Ross Perry

Her Smell von Alex Ross Perry

Es wird richtig düster in Alex Ross Perrys Her Smell. Und das ist ein Modus, den man aus seinen früheren Filmen so nicht kennt. Klar, das Ende von The Color Wheel ist einigermaßen verstörend, der namensgebende Grantler aus Listen Up Philip ist hochgradig unsympathisch und morbid, Queen of Earth hat schaurige Momente, aber nichts im Ausmaß dessen, was man in Her Smell zu sehen bekommt. Hier wird der Zerfall zelebriert. Der Zerfall einer Band, der Zerfall musikalischen Talents und der Zerfall eines Menschen.

Wir lernen die Punk-Band Something She nach einem ihrer Auftritte kennen. Früher hat das Dreigespann große Arenen gefüllt, jetzt bespielen sie nur mehr eine mittelgroße Halle. Wir befinden uns in der Mitte der 90er Jahre. Die Band hat ihren Zenit bereits überschritten. Backstage treffen die drei Musikerinnen Becky Something, Marielle Hell und Ali van der Wolff auf ihre Entourage: Beckys Ex-Freund Danny und ihre gemeinsame Tochter, den Label-Besitzer Howard und Beckys persönlichem Schamanen/Guru.

In nur wenigen Momenten wird deutlich, dass das hektische Wackeln und Schwenken der Handkamera in diesen Szenen keine rein ästhetische Stilübung ist. Es geht weniger um die Imitation von amateurhaften Backstage-Videos, sondern darum die Aufgescheuchtheit und Anspannung der Figuren spürbar zu machen. Noch funktioniert die Band auf der Bühne – darüber gaben die ersten Sekunden des Films Aufschluss – aber hinter den Kulissen sieht es ganz anders aus. Die selbstzerstörerischen Klischees, die mit der Musikbranche assoziiert werden, haben auch Something She kurz vor den Kollaps gebracht: Alkohol, Drogen, Zügellosigkeit, Selbstüberschätzung.

Her Smell von Alex Ross Perry

Hochmut kommt vor dem Fall, wie man so schön sagt. Es wird ein tiefer Fall werden, vor allem für Becky, die wohl ein großes musikalisches Talent ist, aber nach Jahren auf Tour und im Studio den Draht zur Welt verloren hat. Weder schafft sie es pünktlich auf der Bühne, noch im Tonstudio zu erscheinen, doch ist sie weiterhin der Überzeugung, dass die Welt nur darauf wartet, mehr von ihrer Musik zu hören. Dass Popularität dem Genie erst zufliegt, wenn es gepaart mit Disziplin auftritt, erkennt Becky nicht. Stattdessen verrennt sie sich in Paranoia und in eine ungesunde Abhängigkeit von ihrem esoterischen Guru (der es, wie sich später wenig überraschend herausstellt, ohnehin nur auf ihr Geld abgesehen hatte). Als die Band danach im Studio ein neues Album aufnehmen soll, kommt es zum endgültigen Bruch: Becky fordert von ihren Mitstreitern totale Hingabe ein, schafft es aber selbst nur sporadisch, im Studio zu erscheinen.

All das erzählt der Film in ungestümer Geschwindigkeit, in langen Sequenzen in denen die Kamera wild hin- und herschwenkt und scheinbar orientierungslos versucht im Tumult dem Geschehen und den Figuren zu folgen und ihnen dabei zum Teil aufdringlich nahe kommt. Die allgemeine Aufgeregtheit im Bild wird noch verstärkt durch den Klang gedämpfter Musik, johlender Massen und allerlei anderem Lärm. Über diese hektische Tonkulisse setzt Becky immer wieder zu ausholenden Monologen an, die daherkommen, wie die Wort gewordenen Fantasien eines allzu übermütigen Dramatikers. Dick aufgetragenen Pathos kennt man aus den Filmen von Alex Ross Perry – nie wurde er jedoch in solcher Geschwindigkeit vorgetragen. Insgesamt vermeint man im falschen Film zu sein: Das doch eher gemächliche Erzähltempo, das Perrys bisherige Filme auszeichnete, hat sich einen Turbolader genehmigt. Oder eine passendere Metapher: Her Smell wirkt wie ein Perry-Film auf Koks.

Ruhiger wird es erst nach einem Zeitsprung. Vier Jahre nach dem unrühmlichen Ende der Band, als Becky ein letztes Mal einen Auftritt – dieses Mal nur noch als Vorband für ihre Nachfolgegruppe Akergirls – in den Sand gesetzt hat, treffen wir sie in ihrem Haus. Sie ist in sich gekehrt, trinkt Tee, musiziert. Das Haus, so erfahren wir, ist das letzte Stück Besitz, das Becky geblieben ist. Zahlreiche Klagen haben sie in den Ruin getrieben. Die Welt ist dennoch in sanftes, warmes Licht getaucht, die Kamera schwebt geschmeidig durch die Szene. Das Brooklyn aus Golden Exits scheint nicht weit entfernt zu sein. Ruhe ist eingekehrt – sowohl in Becky als auch im Film.

Her Smell ist eine sonderbare Art von Musikfilm. Eine, wo die Musik immer in der Luft liegt, aber sich nur in den seltensten Fällen in einem Auftritt manifestiert. Das Spielen mit der Erwartung des Publikums, der durch Beckys Eskapaden verzögerte Erzählfortschritt erzeugt Frustration. Eine mächtige, aber gefährliche Emotion. Ein paar Mal kratzt Perry nur knapp die Kurve, spannt den Geduldsbogen aufs Äußerste, bevor es zum Höhepunkt kommt. Das Spiel mit den Erwartungen setzt sich auch im letzten Teil fort. Ein letzter Auftritt steht noch an: Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Labels hat der Produzent Howard eine Reunion organisiert. Noch einmal treten Becky, Marielle und Ali gemeinsam auf. Becky hat sich versöhnt: Mit ihren ehemaligen Bandkolleginnen, mit ihrer Mutter, mit ihrer schärfsten Rivalin, mit ihrem Produzenten. Erlösung liegt in der Luft. Doch ein Hollywood-Ende bleibt Becky verwehrt. Der süße Geschmack des Triumphs offenbart im Abgang eine zutiefst bittere Note. Optimistisch ist das schon irgendwie, aber keineswegs hoffnungsfroh. Dennoch liegt eine gewisse Erleichterung in der Luft, denn über zwei Stunden totale Intensität haben ihr Ende gefunden. Der Film hat den Figuren und den Zuschauern alles abverlangt. Her Smell ist ein großer Film der Verdichtung und Konzentration.

Berlinale 2017: Golden Exits von Alex Ross Perry

Golden Exits von Alex Ross Perry

Im Laufe der letzten Jahre hat Alex Ross Perry eine Nische für sich gefunden, die irgendwo zwischen US-Indiekino und europäischem Autorenkino angesiedelt ist. Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich seine Filme, mal stärker auf der einen, mal stärker auf der anderen Seite. In allen Fällen sind seine Filme geprägt von bewussten Setzungen, Setzungen bewusster Referenzen auf Perrys Vorbilder aus der klassischen Cinephilie und Setzungen bewusster Anspielungen auf die Klischees eines bestimmten amerikanischen Kinos, dass sehr stark mit dem Sundance-Festival verbunden ist (eine Form von Filmen, die eine Nische im amerikanischen Kinomarkt besetzen; in der Überzahl sind es figurenzentrierte, humorvolle Dramen über die Mittelschicht). Das soll nicht bedeuten, dass einzelne Figuren, Szenen und Motive im Baukastenprinzip zu einem Film zusammengesetzt werden, im Gegenteil ergibt sich aus der eigenwilligen Mischung dieser Referenzen ein eigenes Gefühl, das sich mittlerweile als Perrys filmischer Stil herauskristallisiert hat.

Golden Exits von Alex Ross Perry

© Sean Price Williams

Nachdem Perrys letzter Film Queen of Earth deutliche Spuren eines Bergman’schen Psychokammerspiels aufwies, bewegt sich Golden Exits nun wieder stärker auf der Seite des amerikanischen Indiekinos. Der Schauplatz ist das sonnendurchflutete Brooklyn, die Hauptfigur eine junge Australierin, Naomi (Emily Browning), die einen Job als Assistentin von Nick (Adam Horovitz) angenommen hat. Nick arbeitet als eine Art Archivar, der sich um die Organisation von Nachlässen kümmert. Sein aktuelles Projekt sind die Hinterlassenschaften seines Schwiegervaters, eines erfolgreichen Verlegers. Nicks Frau Alyssa (Chloë Sevigny) und ihre Schwester Gwen (Mary-Louise Parker) befürchten (nicht ganz unbegründet), dass Nick Naomi bei der Arbeit in seinem kleinen Büro vielleicht zu nahekommt. Nur wenige Blocks weiter hat Jess (Analeigh Tipton) ähnliche Sorgen bezüglich ihres Ehemanns Buddy (Jason Schwartzman), einem Jugendfreund Naomis.

Schon nach wenigen Minuten wird klar, dass viele der Figuren an der Grenze zur Karikatur angesiedelt sind. Naomi ist die exotische Fremde, die durch ihren Auftritt einen Mikrokosmos erschüttert; Nick ist ein schrulliger Eigenbrötler mit leicht Woody-Allenesker Sprachmelodie; alle Figuren sind irgendwie familiär oder beruflich miteinander verbunden; Brooklyn erscheint als Paradies aus sonnenbeschienen Reihenhäusern und hippen Cafés; die Bilder des Films erinnern nicht zufällig an den Vintage-Chic solcher Lokale; kurz, alles ist auf den ersten Blick sehr quirky, ironisch und hip. Doch Golden Exits ist, noch weniger als The Color Wheel und Listen Up Philip, eine Parodie des Erfolgsmodells „Sundance-Film“, sondern vielmehr eine behutsame Verformung, die durch die Hinzunahme von Kunstgriffen aus dem Repertoire des europäisch geprägten Autorenkinos an Eigenständigkeit gewinnt: der Vintage-Look kommt nicht aus dem Computer, sondern durch echtes 16mm-Filmmaterial zustande, das Schauspiel bricht an unzähligen Stellen aus den üblichen Bahnen aus und wirkt distanziert, gestelzt, verfremdet und die emotional geladenen Konfrontationen zwischen den Figuren können nicht verbergen, dass Perry sich bei der Inszenierung solcher Szenen von Bergman und Fassbinder inspirieren lässt.

Golden Exits von Alex Ross Perry

© Bow and Arrow Entertainment

Langsam aber stetig sorgt Perry so für ein Knistern, dass die Beziehungen der Brooklynites untereinander belastet. Die Ehefrauen verdächtigen ihre Männer, suchen Rat bei ihren Schwestern, die nur allzu bereitwillig auf ihren Schwagern herumhacken, die wiederum wegen ihres Begehrens für Naomi von schlechtem Gewissen geplagt sind. Der große Coup von Golden Exits ist nun aber, dass sich nie ein Grund ergibt, dass sich die aufgebaute Spannung entlädt. Letztendlich lassen sowohl Nick als auch Buddy die Finger von der Australierin und geben ihren Ehefrauen keinen weiteren Anlass sich zu grämen. Im Grunde verbindet Perry hier den Anspruch der klassischen Moderne das Drama ins Leere laufen zu lassen mit einem Narrativ und Milieu, wie man es aus dem amerikanischen Indiekino kennt. Als Naomi nach einigen Monaten nach Australien zurückkehrt, geht das Leben weiter seinen Lauf. Alles bleibt beim Alten, kein Grund für Versöhnung, weil nichts passiert ist.

A Certain Kind of Tourist: Permanent Vacation von Jim Jarmusch

Permanent Vacation von Jim Jarmusch

Anfang der 80er Jahre, als die Rebellen früherer Tage sich in ihren kalifornischen Ranches von der Mühsal des kommerziellen Erfolgs erholten, betrat ein neuer Maverick des amerikanischen Kinos die Bühne, die mittlerweile alte Garde des New Hollywood abzulösen. Dieser junge Mann mit den markanten weißen Haaren war Jim Jarmusch, sein erster Film Permanent Vacation. Über die Bedeutung dieses Films und der folgenden Arbeiten für das unabhängige Filmschaffen in den USA ist zur Genüge geschrieben worden, mein Anliegen ist jedoch eine andere Traditionslinie im amerikanischen Filmschaffen aufzuzeichnen, die in Permanent Vacation eine Fortsetzung findet (und womöglich auch in Jarmuschs späteren Filmen – das müsste man sich genauer ansehen).

Permanent Vacation von Jim Jarmusch

Permanent Vacation gewann 1980 bei der Mannheimer Filmwoche den Josef von Sternberg-Preis, eine Auszeichnung, die nach dem berühmten Regisseur benannt ist, der in den 40er Jahren auch an der University of Southern California unterrichtete. Einer seiner dortigen Schüler war Gregory J. Markopoulos, seines Zeichens eines der führenden Häupter der losen Bewegung amerikanischer Experimentalfilmer, die man heute gemeinhin unter dem Label New American Cinema subsummiert. Diese Überleitung ist freilich trivial, doch die Verortung von Permanent Vacation im Kontext des US-Avantgardekinos ist es nicht. Das mag weit hergeholt klingen, zumal Jim Jarmusch seine Einflüsse sehr offen kommuniziert, aber dabei kaum auf das unabhängige Filmschaffen der US-Avantgarde eingeht. Nichtsdestotrotz flackern in Permanent Vacation immer wieder zentrale Motive auf, wie man sie auch in den frühen Filmen von Markopoulos, Stan Brakhage, Kenneth Anger oder Maya Deren findet, gut dreißig Jahre nachdem diese Generation von jungen, unabhängigen, experimentierfreudigen Künstlern sich mit mehr als bescheidenen Mitteln dem Filmemachen widmete, folgt ihnen ein anderer junger, unabhängiger, experimentierfreudiger Künstler nach. Jarmusch ist zu diesem Zeitpunkt ohne Zweifel durch seine Zeit an der Filmschule ein (handwerklich) reiferer Filmemacher, und verfügt zudem über fortgeschrittene Technologie, vor allem was die Tonaufnahme und –mischung betrifft. Es erscheint mir trotzdem nicht allzu abwegig, dass Markopoulos oder Brakhage mit vergleichbaren Mitteln in diesem Entwicklungsstadium einen ähnlichen Film gedreht hätten. Am offensichtlichsten wird das in der Wahl der Hauptfigur, die in ihrer bubenhaften Schönheit auch genauso gut Du sang de la volupté et de la mort (oder einem beliebigen Frühwerk von Kenneth Anger) entsprungen sein könnte. Jarmusch wirft seinen engelsgleichen Protagonisten in den Dreck von New York City, dort flaniert er erhaben und unbefleckt durch die Ruinen der Zeit, wie die stilprägenden Figuren in den großen Trancefilmen der 40er und 50er. (An dieser Stelle sollten auch die frühen filmischen Versuche von Stan Brakhage nicht unerwähnt bleiben, in denen er, inspiriert vom italienischen Neorealismus ebenfalls heruntergekommene Schauplätze für seine kleinen Melodramen wählte.) Allie aus Permanent Vacation ist der namenlosen Dame aus Meshes of the Afternoon womöglich ähnlicher als den herumstreifenden Vagabunden und Flaneuren, an deren Seite ihn das Arsenal programmiert, die klarste Genealogie lässt sich aber zum spazierenden Protagonisten aus Bezúčelná procházka von Alexander Hackenschmied (dem späteren Lebensgefährten von Maya Deren) ziehen, der das Motiv des ziellos Wandernden und der urbanen Peripherie miteinander verbindet. Allie ist weniger Flaneur als stolpernder Somnambuler, der auf seinen Streifzügen durch das heruntergekommene New York auf opake und mysteriöse Gestalten trifft (die Szene im Wald mit dem halbverrückten Kriegsveteranen könnte auch aus Alex Ross Perrys Impolex stammen – die Verzweigungen der Einflüsse und Referenzen ließe sich also bis in die Gegenwart fortsetzen), die ebenfalls wie Traumgestalten aus einem Trancefilm agieren, Bedeutungen werden durch die Interaktionen von Allie mit den Nebenfiguren nicht aufgedeckt, sondern noch tiefer unter Metaphorik und Symbolik begraben. Ergänzt wird diese schlafwandlerische Trance durch die unheimlich anmutenden, rhythmisierenden Musikstücke, die sich wiederholt zu Jazzstücken entwickeln. Der Jazz ist dann aber auch das entscheidende Element, dass die Trance durchbricht, und den Geist der Neuen Wellen der 60er Jahre in den Film einführt. Permanent Vacation ist ein Film doppelter Natur: einerseits zwar experimenteller Trancefilm, andererseits aber narratives, wenn auch unorthodoxes Erzählkino. Jarmusch interessiert sich zugleich für die filmische Aufarbeitung eines Wandelns durch die Stadt, für die Erzeugung einer tranceartigen Atmosphäre, als auch für eine Psychologisierung mit Dialogen und Handlungen, die alogische und inkohärente Zwischenräume auffüllen. Die Abkehr vom Primat der Erzählung führte bewusst oder unbewusst zu einer Annäherung an eine filmische Tradition, die sich seit Jahrzehnten mit Problemstellungen des non-narrativen Filmemachens auseinandergesetzt hat. Für wen wäre eine Auszeichnung, die nach Josef von Sternberg benannt ist, besser geeignet?

Permanent Vacation von Jim Jarmusch

Film ist eine Fremdsprache

Film ist eine Fremdsprache. Wir leben in einer Welt, in der Film eine Fremdsprache ist. Auf Filmschulen wird gerne behauptet, dass wir alle (d.h. das Volk, die Jugend, der Bürger, ein normales menschliches Wesen) mit Bildern zu tun hätten. Jeden Tag. Das ist natürlich richtig, zu richtig. Aber mit Film hat das nichts zu tun. Das ist den Filmschulen egal.

Film ist eine Fremdsprache. Oft behaupten Menschen, dass ein Film in einer Fremdsprache sei. Sie sprechen dann von Untertiteln oder Synchronisierungen. Sie sprechen dann davon, dass sie etwas nicht verstehen. Aber verstehen sie in den paar Filmen etwas, deren Sprache sie glauben zu verstehen?

Film ist eine Fremdsprache in Deutschland. Murnau und Lang sind unerreichbare Schatten, man erwacht in Angst, weil man befürchtet, dass es sie nie gegeben hat. Hat das, was wir heute tun, noch etwas mit Murnau zu tun? Warum nennen wir beides Film? Es gibt nicht mal mehr die Sehnsucht danach. Kann man einfach so sagen, dass Film sich weiterentwickelt hat?

RoosPerry

via Craig Keller

Film ist weniger als eine Fremdsprache, weil Fremdsprachen einen Reiz auf die meisten Menschen ausüben. Film übt keinen Reiz auf Menschen aus. Lediglich seine Repräsentationsfunktion, sein Glamour und seine Wirkung. Niemals seine Sprache, denn Film ist eine vergessene Fremdsprache. Es gibt ein paar strauchelnde Lehrer und Übersetzer dieser Sprache in der Welt. Sie leben in einem Elfenbeinturm und lügen sich an, weil sie selbst verlernen diese Sprache zu sprechen. Um diese Sprache zu sprechen, muss man hören und sehen können. Aber die meisten glauben, dass sie diese Fremdsprache durch Reflexion erlernen. Sie projizieren sich selbst auf die Leinwand, nein, den Laptop und identifizieren sich und glauben so, dass sie die Sprache beherrschen. Sie sind in der Überzahl und sie haben keine Ahnung. Sie rechtfertigen ihren Erfolg mit der Dummheit derer, die ihnen folgen.

Aber Film bleibt hier eine Fremdsprache. Ein verwirrendes Spiel beginnt, weil diese Leute ihre Unterhaltungs- und Masturbationsformen auch Film nennen, ein Verwirrspiel beginnt, weil Film viele Namen trägt, man vielen Namen Film geben kann, Filmnamen, Namensfilm.

Film ist eine Fremdsprache, weil sie nie erlernt wurde. Immer besteht sie aus dem, was man nicht gesehen hat. Film ist die Sucht nach dem Sehen, die Sehnsucht, die sehende Sucht nach dem Unsichtbaren, dem Unerreichbaren, wie könnte man diese Sprache erlernen? Vor kurzem habe ich in einem dieser Youtube-Beiträge gesehen, dass Menschen fordern, dass man das Kino abschaffen sollte, weil es zu teuer sei und weil dort sowieso ein falsches System herrsche. Diese Leute haben nicht einmal verstanden, dass Film eine Sprache ist, geschweige denn eine Fremdsprache, die immer aus dem besteht, was man nicht gesehen hat, nein, sie haben nicht verstanden, was Kino ist, dass Kino das Ereignis der Gegenwärtigkeit dieser Fremdsprache ist und somit der einzige Ort, an dem man sie in ihrer Materialität, ihrer Zeitlichkeit und ihrer Bestimmung sehen und hören kann und dass man sie auch nur dort erlernen kann. Film, sagen diese Leute, müsse mit der Zeit gehen, als würde man wissen, wohin eine Sprache gehen sollte, wenn man sie nicht kennt.

Damnation

Film ist eine Fremdsprache, weil diejenigen, die sie in der Hand halten in dunklen, immer kleiner werdenden Kammern sitzen und nach Essig riechen während diejenigen, die das Wort „Film“ in den Mund nehmen noch nicht einmal wissen, wie sich ein solcher „Film“ in ihrer Hand anfühlt. Sie sind wie Köche, die Fertigprodukte servieren, deren Inhalt sie nicht kennen. Sie kennen aber noch nicht einmal den Geschmack, geschweige denn die Geschichte des Geschmacks. Film soll sichtbar gemacht werden, aber verkümmert und wird weggeworfen.

Film ist eine Fremdsprache, weil diejenigen, die sie sprechen in einer bitteren Melancholie versinken oder sich zufrieden damit geben, dass sie die Sprache verstehen.

Ich versuche nun seit einigen Jahren diese Fremdsprache zu erlernen. Ich habe noch nicht viel verstanden. Ich weiß vielleicht wie man sich begrüßt und wie man sagt: „Ich liebe dich“ (laut Adrian Martin mit einer 360 Grad Fahrt, aber ich habe mehrere Varianten gesehen…). Ich habe ein paar Menschen beobachtet und andere sogar getroffen, von denen ich sagen würde, dass sie die Sprache beherrschen.

Sie haben mir alle gesagt, dass Film eine Fremdsprache ist. Sollte es nicht eine Muttersprache sein? Hat meine Mutter nicht Film gesprochen? Es ist eine verlorene Sprache. Wie ein verlassenes Kohlebergwerk liegt diese Sprache vor uns. In ihr befindet sich immer noch die ganze Geschichte der Menschheit, aber niemand kann sie mehr sehen. Man kann sagen, dass Film eine Sprache der Geister ist, weil Film schon immer eine Sprache der Geister war, aber Film ist jetzt eine Geistersprache, eine Sprache, die es nicht mehr gibt, Film ist ein Phantom. Und so sprechen wir über Film wie wir über Phantome sprechen. Die einen dekonstruieren Film mit weltlichen Erkenntnissen, Gedanken und Werten. Sie sagen ganz nüchtern: „Film ist eine Technik, es geht dabei um dieses und jenes und sowieso…“ und die anderen mystifizieren es, sie sagen: „Oh, der Film ist wie die Nacht, er schleicht und träumt und sowieso…“ und andere sagen gar nichts, weil sie nie mit Phantomen in Berührung gekommen sind oder weil sie unter dem Schock dieser Berührung stehen.

L'argent

Film ist eine Fremdsprache, an die man glauben muss. Es ist nicht normal, dass man an eine Sprache glauben muss. Filmmenschen aller Welt vereinigen sich, um zu merken, dass Film eine zu komplexe Sprache ist, um sich zu verstehen. Selbst jene, die diese Fremdsprache beherrschen, verstehen sich kaum. Sie müssen verstehen, dass es ein Teil dieser Sprache ist, dass man nicht versteht.

Film ist eine Fremdsprache. Man erlernt sie mit Begeisterung. Vielleicht ist die Begeisterung das Phantom. Ertrunken im Zynismus, beerdigt in einem bequemen Mantel des Schweigens. In manchen Zirkeln ist diese Sprache verboten. Dazu zählen Förderungen und jene Geldgeier, die an den Brüsten der Industrie saugen bis sie nicht mehr denken können, weil sie nicht denken wollen. Dazu zählen aber auch Missverständnisse von begeisternden Frauen und Männern, die in Film (klug wie sie sind) mehr sehen. Film wird instrumentalisiert, politisiert, ideologisiert, monetarisiert, institutionalisiert, aber niemand spricht Film. Ja, man wird sagen: „Film war schon immer eine Hure!“ und man wird sagen „Film ist mehr als seine Sprache!“, aber dagegen halte ich, dass man dem Film alles wegnehmen könnte außer seiner Sprache und seiner Technik und er bliebe immer noch Film.

Aber wen interessiert das in einer Welt, in der Film eine Fremdsprache ist? Was mich erschreckt: Manchmal muss man Film wie eine Ideologie gebrauchen, um ihn sichtbar zu machen. Menschen bauen sich eine Identität rund um Film auf. Sie werfen Film unter dem pauschalen Oberbegriff einer Cinephilie in die Massen wie Pornographie. Sie posten in sozialen Netzwerken in Zeitabständen über Filme, die ganz klar aufzeigen, dass sie dazwischen unmöglich Zeit für einen Film gehabt haben können. Die Aufgabe dieser Cinephilie ist scheinbar nicht das Erlernen und Bewahren dieser Fremdsprache, sondern nur das euphorische Klagen darüber, dass diese Sprache verschwindet, verschwunden ist, doch noch existiert. Ihr Vokabular ist jenes eines Liebesbriefs, der unglaubwürdig ist und in den sich dennoch Tausende verlieben, weil er von der gleichen Hilflosigkeit erzählt, die man selbst empfindet. Vielleicht verstehe ich sie falsch, vielleicht versuchen sie auch nur, nicht zu vergessen, nicht zu vergessen, was diese Sprache ist.

Wir schweigen im Kino, weil wir uns wünschen, dass Film eine Fremdsprache ist, damit wir etwas Besonderes sind, wenn wir sie beherrschen. Und so kann uns niemand vorwerfen, dass wir im Unrecht sind und so kann uns jeder vorwerfen, dass wir im Unrecht sind. Film ist eine Fremdsprache.

4. Berlinale-Gedanke: Unsere hohen Lichter

Die Berlinale 2015 ist nun schon seit zwei Wochen Vergangenheit. Unsere Erinnerung an die einzelnen Filme, beginnt sich einer allgemeineren Erinnerung zu beugen. Manche Filme wachsen, anderen schrumpfen, aber oft verfestigen sich auch Ansichten, die man so gar nicht mehr überprüfen kann. In diesem Sinn wird das Werturteil selbst zu einer Erinnerung. Wenn man dann etwas Interessantes über einen Film liest, Aussagen von Regisseuren hört oder nur ein Bild aus einem Film sieht, kann das nochmal ganz andere Lichter auf die jeweiligen Werke legen. Dann spricht man wohl von einer lebendigen Filmkultur, die es immer dann nicht geben kann, wenn Meinungen in Stein gemeißelt sind. Doch letztlich ist das Screening entscheidend. Damit bekommt auch unser eigener Seelenzustand eine große Bedeutung. Auf einem Festival sieht man Filme nicht immer ausgeruht und mit der letzten Aufmerksamkeit. Zudem versteht und sieht man sie immer in einem vergleichenden Kontext. Wie wir uns nähern, scheitern wir und retten uns schließlich in uns selbst. Das Subjektive bleibt ein gemeinsamer Nenner, ein Kompromiss mit dem man sich auch nicht zufrieden geben kann, wenn man nicht in Selbstgenügsamkeit erschlaffen will. Was uns daher bleibt ist ein Prozess. Listen, die wachsen und schrumpfen, die zum Teil Momentaufnahmen sind und die nebeneinander stehen. Daher wollen wir recht trocken unsere Listen von der Berlinale posten. Unkommentiert und doch mit Links zu unseren Auseinandersetzungen hier und anderswo versehen.

Patrick Holzapfel

Radu Jude Aferim

1.Les dos rouge von Antoine Barraud
2.IEC Long von João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra da Mata
3. Aferim! von Radu Jude
4. Rabo de Peixe von Joaquim Pinto und Nuno Leonel
5. Under Electric Clouds von Alexey German Jr.
6. Knight of Cups von Terrence Malick
7. Wayward Fronds von Fern Silva
8. Queen of Earth von Alex Ross Perry
9. Jia Zhang-ke, um homem de Fenyang von Walter Salles
10. El club von Pablo Larraín

Ioana Florescu

Alexey German Jr.
Les dos rouge von Antoine Barraud
IEC Long von João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra da Mata
Aferim! von Radu Jude
Under Electric Clouds von von Alexey German Jr.

Andrey Arnold

Charlotte Rampling 45 Years

Beyond the Golden Bear:

Knight of Cups von Terrence Malick
Aferim! von Radu Jude

Ja:

Le dos rouge von Antoine Barraud
Haftanlage 4614 von Jan Soldat
Under Electric Clouds von Alexey German Jr.
Über die Jahre von Nicolaus Geyrhalter
El botón de nácar von Patricio Guzmán
El Club von Pablo Larraín
Journal d’une femme de chambre von Benoit Jacquot
Queen of Earth von Alex Ross Perry
45 Years von Andrew Haigh
Taxi von Jafar Panahi
Superwelt von Karl Markovics
Der letzte Sommer der Reichen von Peter Kern

Von mir aus:

Eisenstein in Guanajuato von Peter Greenaway
Every Thing Will Be Fine von Wim Wenders
Victoria von Sebastian Schipper
Queen of the Desert von Werner Herzog
Beira-Mar von Filipe Matzembacher und Marcio Reolon

Eher nicht:

Ixcanul von Jayro Bustamante
Nobody Wants the Night von Isabel Coixet

Please Explain:

Gone with the Bullets von Jiang Wen

Some Sundance Bullshit: The Life and Times of Alex Ross Perry

Alex Ross Perry

„There’s something dubious about the way critics are falling to their knees for Listen Up Philip. Why? Because the film appeals to the chin-stroking, tweed-wearing, elbow-patched pedant in those whose fantasy vision of Manhattan is a sepia-toned salon of literary bloviators. And therefore it flatters the New York contingent (that David Fincher likes to call ‚callous sophisticates‘) that cheered The Color Wheel in 2011. You wish Alvy Singer would burst through the frame: ‚Aren’t you ashamed to pontificate like that?‘“ (Ryan Lattanzio, Indiewire)

Schwartzman und Moss in

Listen Up Philip

Abgesehen von berechtigten Zweifeln ob Herr Lattanzio Alex Ross Perrys neuesten Film überhaupt gesehen hat, schockiert mich sein fehlendes Verständnis für welche Art von Kino Alex Ross Perry eigentlich steht. Für eine Seite wie Indiewire, die sich (nicht unberechtigt) als Sprachrohr einer gewissen Form der US-Independentszene sieht, ist eine solche Kurzsichtigkeit hinsichtlich eines ihrer spannendsten Talente zumindest eine kleinere Katastrophe. Lattanzio ist mit seinen Ansichten aber nicht alleine. Diesen Sommer in Locarno hörte ich mehrmals, Listen Up Philip sei bloß ein weiteres Beispiel gehypten „Sundance-Bullshits“, einer Auffassung, der ich mich damals wie heute nicht anschließen kann.

Alex Ross Perry hat mit dem heutigen Tag drei Langfilme abgeschlossen und mit Queen of Earth einen weiteren in Post-Production, der 2015 erscheinen soll. Diese drei Filme (vor allem die letzten beiden) wirken auf den ersten Blick tatsächlich wie eine Essenz aus Sundance-Charakteristika, die man sich in einem amerikanischen Indie-Film zu erwarten hat, wenngleich sie ein sehr heterogenes Trio bilden.

Perrys Debütfilm Impolex ist eine kuriose Geschichte über einen US-Soldaten nach Ende des 2. Weltkriegs, der auf der Suche nach deutschen Raketen durch einen Wald irrt und dabei auf eine Reihe seltsamer Gestalten trifft. Auf den ersten Blick wirkt Impolex wie ein billiger Studentenfilm, dessen Handlung und Milieu nach der Verfügbarkeit von leistbaren Kostümen im nächstgelegenen Verleih gewählt wurde. Natürlich verhält es sich anders, denn Perry bezieht sich auf Motive des Romans „Gravity’s Rainbow“ von Thomas Pynchon, den er jedoch nicht wortgetreu adaptiert (Pynchon gilt als „nicht verfilmbar“; man darf gespannt sein wie Paul Thomas Anderson diese Aufgabenstellung gelöst hat), sondern dessen Struktur, Sprache und Humor er in elliptischen Episoden zusammenfügt. Impolex ist enigmatisch und lässt einen halb-lächelnd ob der Absurdität der Ereignisse, halb-verwirrt ob der Inkonsistenz des Gezeigten zurück (und spiegelt somit das Verhalten des Hauptcharakters Tyrone, der ebenfalls halb-amüsiert, halb-verwirrt durch den Wald irrt).

Perrys zweiter Film, The Color Wheel, ist eine Variation eines Roadmovies (ein sehr beliebtes Sujet im US-Indie), in dem ein Bruder seine Schwester hilft, ihre Sachen aus dem Haus ihres Ex-Freundes (und Ex-Professors) zurückzuholen. Der Look des Films entspricht in etwa der gängigen Mumblecore-Ästhetik der frühen 2000er, also schwarz-weiß und ultra-grainy. Auch sonst nimmt der Film Anleihen bei diesem Subgenre: betont inhaltlose Dialoge, wackelige Handkamera, ein kaum wahrnehmbarer dramaturgischer Bogen und Endzwanziger, die gelangweilt nach ihrem Lebenszweck suchen. Das Milieu ist für Kenner der amerikanischen Independentszene auch kein neues – junge Intellektuelle in Upstate New York.

In Listen Up Philip kulminieren in einer Geschichte über einen circa dreißigjährigen Schriftsteller, der in einem sepia-getünchtem Brooklyn lebt, sich nebenbei als Collegeprofessor verdingt und getrost als „quirky“ bezeichnet werden kann. Darüber hinaus bedient sich Perry noch exzessiver als in seinen früheren Filmen Stilmitteln, wie Voice-over Narration und Deadpan-Humor, die man gemeinhin mit dem amerikanischen Independentkino in Verbindung bringt (die Handkamera darf natürlich auch hier nicht fehlen).

The Color Wheel

Neben offensichtlicheren Anleihen bei Woody Allen und Wes Anderson, die vor allem in Listen Up Philip hervorstechen, wird Perrys Stil auch immer wieder mit dem Urvater der Szene, John Cassavetes verglichen. In einem wichtigen Punkt unterscheiden sich Perrys Filme aber von der großen eintönigen Menge der Filme, die Jahr für Jahr im Jänner die Leinwände Utahs bevölkern – seinen Filmen fehlt der Wille um jeden Preis geliebt zu werden.

Perry hatte die Chuzpe einen völlig unverständlichen Debütfilm zu drehen, in der ein verlorener US-Soldat in einem fiktiven deutschen (oder amerikanischen, man weiß es nicht) Wald auf seine Freundin, einen Piraten und einen sprechenden Oktopus trifft. Im Kern ist Impolex, wie oben erwähnt, eine Literaturverfilmung, allerdings ohne dies kenntlich zu machen, beziehungsweise ohne den üblichen Konventionen einer Literaturverfilmung zu folgen. Mit The Color Wheel realisierte Perry einen Film über zwei Menschen, die zumindest die erste halbe Stunde wenig sympathisch wirken und der schließlich in Inzest endet und mit Listen Up Philip schoss er ohnehin den Vogel ab, und präsentierte mit dem namensgebenden Hauptcharakter einen unerträglichen, selbstgefälligen Ungustl in Reinkultur. Perry macht Filme, die zwar in gewisser Weise in ein Muster fallen, bricht aber mit diesem Muster, in dem er entscheidende Elemente entweder beiseitelässt oder verfremdet und so das Publikum orientierungslos zurücklässt.

In jedem Fall unterscheidet er sich damit von seinen Kollegen, den er nimmt sich trotz allem ernst. Oder vielleicht nicht ernst – das wäre nicht das Wort, das er selbst wählen würde um sich zu beschreiben. Perry sieht sich als zynischer Betrachter und mit dieser Beschreibung kommen wir der Sache schon näher. Andere Filme ähnlicher Machart tendieren zu einem selbstreflexivem Augenzwinkern um dann doch wieder ihre „likability“ zu erhöhen – also um doch wieder geliebt zu werden. Perry kennt diesen Gestus nicht, sondern bloß staubtrockenen Zynismus. Perrys Filme zelebrieren nicht ihre eigene Überspitztheit, sondern lehnen eine solche Sichtweise gänzlich ab und betonen stattdessen die Ernsthaftigkeit der Lage. Das soll nicht heißen, dass diese Filme humorlos sind – ganz im Gegenteil – aber anders als andere Filme, die davor zurückschrecken ihr Publikum mit politisch-unkorrekten Witzen und unsympathischen Charakteren zu konfrontieren und sich mit aufgesetzter Ironie aus der Verantwortung winden, lässt Perry seine Gags unrelativiert stehen und überbrückt die Wartezeit des betretenen Schweigens ganz einfach mit einem Witz über die Gemächte von Afroamerikanern oder lässt seinen Hauptcharakter einen Partygast vollkotzen. Damit behält er eine gewisse Ehrlichkeit im Umgang mit seinem Publikum, und hält den Zusehern einen Spiegel vor – wer und was bin ich, wenn ich mich trotz alledem mit dem Charakter identifiziere?