„I lived always with these images, every day. There was not a single day when I didn’t. I always live in this film for five years.“ Peter Kubelka in Movie Journal, 13. Oktober 1966.
Da ist zum einen die Sprache. Unsere Afrikareise ist eine derart massive, enge Komposition: Es könnte schon fast schmerzhaft sein. Hier verdanken die Bilder ihr ganzes Wirken dem Bildschnitt, denn jeder Bildwechsel ist präzise gesetzt und von einem scharfen Zeitgefühl. Das Überspitzte. Das Kitzelnde. Und die leuchtenden Farben, mitsamt all ihren Konsistenzen. Für den Ton gilt das Gleiche. Dieser hat seine ganz offensichtliche eigene Kompositionsebene. Die Sätze könnte man nur für sich anhören, ohne Bilder, sie würden etwas anderes erzählen, aber die Geschichte bliebe dieselbe. Bildbezogen verhält es sich genauso: nur die Bilder schauend erhalten wir die selbe Geschichte. Wir würden Sätze verpassen. Aber welche? Wir schliessen die Augen und hören:
„So, was haben wir da geschossen? Fangen wir mal an … Moment mal. Wenn der Gerd so schiessen würde wie ich… Jetzt kommen wir durcheinander … Am nächsten Tag haben wir ein Warzenschwein geschossen. Und was haben wir gestern geschossen. Was war denn gestern. Montag? Jetzt respektiere ich den Busch, dass kann ich Dir sagen!“
(Schüsse)
(Tierlaute)
(Tangomusik)
„Ich bin dafür, wir fahren. Ja, fahren wir! Oh oh! Jetzt wissen wir’s. Wahrscheinlich …“
(Musik: One day he will come along, the man I love …)
(Tierlaute)
(Gelächter)
„Da red‘ ich heute nicht drüber. Gut. Komm mal her, und gib mir mal den Stock da. Da löst man einen Schuss womöglich aus.“
(Wassergeräusch)
„Nein! Doch. Nein! Doch. Das ist alles bloß reine Glücksache. Und jetzt haben wir ja das Lager verlegt. Und die ganze Ehre.. – Ära. Ära! Etwas musst du achten. Ja? Etwas muss man achten. Wir achten uns ja alle.“
(Gelächter)
„Da stimmt doch was nicht.“
(Gelächter)
„Und die haben ja ein derartiges Marschtempo. Und so ein Tier, das kann man ja mit der bloßen Hand erwürgen.“
(Musik: Und Österreich über alles …)
„Was ist denn das andere gewesen, das ich geschossen habe? Ein was?“
(Frauengelächter: Das interessiert euch ja vielleicht nicht, aber ich bin ja wie ein Junge erzogen worden.)
„So? Aber was ist denn das jetzt? Nein. Nein.“
(Gelächter)
„Jetzt pass auf. Ja ja, dein Löwenanteil …. Was, die Löwin?!“
(Gitarrenmusik)
„So, das war also der Montag und jetzt machen wir weiter. Also der Dienstag. Und was haben wir da geschossen? Und das ist jetzt der Schluss. Und jetzt auch mal, wo wir schon waren. Aber schön war’s. Und das soll die Frauen interessieren?“
(Gelächter)
„I would like to visit your country.“
Und wir sehen: Das Anlegen und Schiessen. Der Fluss. Auf dem Schiff trägt man Hut und man ist entspannt. Ein Hut fliegt fort. Das Gewehr ruht auf der anderen Schulter. Das Nilpferd ist getroffen. Dem Zebra kann man in den Kopf schiessen und die junge Einheimische verrenkt den Nacken. Drapiert das Tuch. Man reitet hier Kamele. Und der Fluss liegt still. Das Krokodil und das Schiff ziehen langsam an der Felsenwand vorbei. Der Einheimische zündet seine Zigarette an der Zigarettenglut des Touristen an. Eine schlanke Statur. Und sie verrenkt sich wieder das Genick. Die Giraffe ist tot. Und die einheimischen Frauen sind nackt und tragen ihre eigene Statur aufrecht und gerade, unbekleidet mit spitzen wippenden Brüsten. Das Gewehr wurde aufgelegt an des anderen Schulter. Beim Stampfen und täglichen Waschen. Die Gruppe speist aus schönen Tellern. Und es wird wieder das Krokodil geschossen. Ein Esel steht am Wege. Aber Tauchen kann man hier auch. Und man sonnt sich. während die Blondine im Badeanzug zum Schutze die Sonnenbrille trägt. Die Felder leuchten gelb und lodernd. Der Mond ist schon aufgegangen während das Zebra sich am Boden krampft. Die Touristen schütteln die Hände der Einheimischen. Das Nicken ist eifrig. Während eine der Damen noch am Nothilfekasten eine Bandage herausholt. Die einheimischen Frauen tragen Wasser auf dem Kopf. Und die Männer tragen einen Baumstamm. Die Autofahrt ist nun erfrischend. Auch auf den Elefanten kann man hier schiessen. Er kippt zu Boden. Dick und groß mit dicker Haut. Und zwei Touristen baden im Fluss (der einzige Schnitt übrigens, der hier plump und fehl am Platze ist). Das Wasser spritzt. Und ein Tourist schaut durch sein Fernglas. Das Anlegen wieder und auch das Schiessen, der Blick in die Kamera und die einheimische Dame dreht und wendet wieder ihren Nacken. Doch der Blick ist fest. Der Schmerz ist allgegenwärtig (auch der Tourist trägt nun ein Pflaster auf der Nase). Man stellt sich neben die Einheimischen und vergleicht die anwesenden Körpergrößen und dies belustigt ungemein. Eine Löwin, die wurde angeschossen, sie windet sich und es fällt noch ein Schuss. bis sie nur noch leicht in die Kamera zwinkert. das Blut fliesst aus ihrem Ohr. Bis die beiden Vorderpfoten nebeneinander Ruhe finden. Man zieht die tote Löwin auf den Lastwagen (es braucht vier Männer auf dem Dach) und die einheimische Dame drapiert ihr weisses Tuch um die Schulter als sie sich nun wegdreht. Dem Zebra zieht man das Fell ab. Der Fluss und die Ferngläser. Man schüttelt sich die Hände. Das junge weibliche Genick, der nackte Einheimische, er trägt das von ihm gejagte kleine blutige Tier nach Hause. Essenszeit. Und der Penis wippt beim Gehen an seinen linken Oberschenkel. Doch am Schluss, wieder daheim? Die Schneelandschaft und auch dort trägt ein Mensch etwas nach Hause. Eine Frau in dicker Joppe und Kopftuch, der Schnee leuchtet. Und der Himmel ist auch sehr weit. Es braucht vier Menschen, um eine Löwin auf ein Autodach zu ziehen.