Über uns

„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Notiz zu Angels with Dirty Faces von Michael Curtiz

In James Cagneys Kör­per sam­melt sich auch heu­te noch der auf­be­geh­ren­de Trotz, den man der unab­läs­si­gen Unge­rech­tig­keit der Welt ent­ge­gen­hal­ten müss­te. Mal ver­krampft, mal tän­ze­risch feu­ert sein Rocky, Gangs­ter mit ver­steck­tem Her­zen, aus allen ver­ba­len und metal­le­nen Roh­ren, die ihm zur Ver­fü­gung ste­hen. Wenn Cagney mit sei­nen Revol­vern feu­ert, sieht das aus, als schleu­de­re er sein Inne­res auf die Welt. Er wehrt sich gegen einen unaus­ge­spro­che­nen, den meis­ten von uns gemein­sa­men Feind. Die­ser Feind, das sind die Feh­ler, die wir stän­dig wie­der­ho­len, ohne zu wis­sen weshalb.

Ein­mal gestol­pert in der Kind­heit und ein Leben lang ver­flucht. Sein bes­ter Freund ent­wischt den Poli­zis­ten und wird Pries­ter. Cagney wird gefasst und wird Ver­bre­cher. Die Kame­ra zeigt die Nar­be des Pries­ters als Erin­ne­rung an des­sen mög­li­ches ande­res Leben als Gangs­ter und sie sucht ver­zwei­felt in den Augen des Gangs­ters nach eben einer sol­chen Nar­be, die von des­sen mög­li­chen Leben als Pries­ter erzäh­len würde.

Mehr ist es nicht und doch, so zeigt Micha­el Cur­tiz kann man sich gegen die­se Bestimmt­heit der vor­ge­zeich­ne­ten Wege weh­ren, indem man mensch­lich wird oder bleibt in den Momen­ten, in denen es zählt. Die extrem ver­dich­te­te Atem­lo­sig­keit legt ein­mal mehr die hilf­lo­se Lang­sam­keit des zeit­ge­nös­si­schen Erzähl­ki­nos offen. Als man noch mit Bil­dern zu berich­ten wuss­te, dau­er­te es nur Sekun­den zwi­schen Lie­be und Tod, alle Ein­drü­cke des geleb­ten Lebens blit­zen aus den Bli­cken her­vor, die kei­ner Zeit­lich­keit folg­ten, son­dern einer Unbe­dingt­heit. Letz­te­re schwappt stän­dig und unbe­re­chen­bar gegen die Pupil­len Cagneys, der dar­auf war­tet, ver­nich­tet zu wer­den, um alle vor­be­stimm­te Unge­rech­tig­keit mit sich in den Abgrund zu reißen.