Notiz zu Da 5 Bloods von Spike Lee

Spike Lee interessiert sich für Überfrachtung als System, seine Bilder oszillieren zwischen Unsauberkeit und tonalen Verfremdungseffekten; sein Anliegen: das Neu-Schreiben oder Anders-Schreiben einer Geschichte, die auch eine Filmgeschichte ist und zwar mit den Mitteln des Populärdiskurses, schrill und unzusammenhängend, Ambivalenz nur als Gegenüber unterschiedlicher Emotionen verstehend, kaum als Gleichzeitigkeit dieser Emotionen.

Alles ist eindeutig im Chaos. Der Subplot wird nach Außen gestülpt, sodass nur mehr das zählt, was gemeint ist, nicht mehr das, was gezeigt wird. Lee bearbeitet den Stoff eines konventionellen Vietnam-Abenteuerfilms mit den Methoden eines postmodernen Theaterregisseurs. Er schreibt um, fügt ein, wirft mit Indikatoren seiner eigenen Wut um sich. Es geht hier nicht mehr, um ein Durchdringen der aufrichtigen Themen (die Rolle der Schwarzen Menschen in Vietnam, der Rassismus generell, die Bilder, die wir vom Krieg behalten, Traumata von Kriegsveteranen, Vater-Sohn-Beziehungen etc.), sondern um die möglichst rasche Kombination möglichst vieler Aspekte dieser Felder.

Wenn man so will, ist das agitatorisches Montagekino (wenn auch befreit von jeglichem Rhythmus, außer jenem von Marvin Gaye). Was auffällt: der Film ist der Welt völlig entfallen, er ist abstrakt, man erfährt weniger über Menschen, als über geschichtlich-gesellschaftliche Zusammenhänge; eine theoretische Abhandlung also, nicht zu Ende gedacht, sich hinter einer plumpen Idee von Wahnsinn versteckend, aber mitreißend genug, um manche Gedanken, manche Ignoranz greifbar zu machen.