Text: David Perrin
Die Filme von John Ford sind ein Kino der Gesten. Zum Beispiel wie Henry Fonda in My Darling Clementine sich in einem Sessel auf einer Veranda zurücklehnt und sein rechtes Bein gegen eine Säule stützt; wie John Wayne in Stagecoach drei Männer mit einem Karabiner tötet, während er im selben Moment zu Boden fällt; die flinken Handbewegungen der Brüder der Morgan-Familie und ihres Vaters in How Green Was My Valley, als sie, nach ihrer Arbeitsschicht in den Stollen des Bergwerks, beim Hauseingang ihre geringen Tageslöhne in die weiße Schürze ihrer Mutter bzw. Frau werfen.
Ein Kino der Bewegungen, vor allem des Gehens und des Weggehens von einem Ort, das Verlassen der Heimat. In How Green Was My Family ist die Heimat ein Dorf in Wales, dass nur mehr in der Erinnerung des Erzählers existiert – Huw, der jüngste Sohn der Morgan-Familie, der sich am Anfang des Films bereit macht, das Dorf, nach dessen vollkommener Verwüstung durch die Bergbauindustrie und den Verlust seiner Familie durch Tod und Auswanderung, für immer zu verlassen. Doch vor seiner Emigration wandert er durch seine Vergangenheit wie durch einen Raum, dessen Grenzen von dem Bergwerk am oberen Hang des Ortes und seinem Familienhaus unten im Dorf gebildet werden. Dazwischen liegt der steile Weg, auf dem die Arbeiter täglich singend hinauf- und hinabgehen, alle die gleichen schwarzen Kappen tragend, ihre Gesichter kohleverschmiert, ihr langsamer Gang müde und schwer, als würde der Boden unter dem Gewicht ihrer Fußstapfen zerbröckeln.
Als Huw noch Kind ist, muss er selbst das Gehen erst lernen. Auch wortwörtlich. Nachdem er und seine Mutter während eines Schneesturms in einem Bach umstürzen, muss der nun gelähmte Huw monatelang im Bett liegen. Das Leben im Dorf rückt von ihm weg, die Welt bleibt ein vages Leuchten durch das Fenster, und er vertieft sich in den Büchern, die er vom neuen Pfarrer Mr. Gruffyd aus Cardiff geschenkt bekommen hat. In dieser Zeit wandern zwei der Morgan-Brüder nach Amerika aus; die Arbeitsbedingungen in der Zeche machen es ihnen unmöglich zu bleiben. Die Einstellung ihres Verlassens zeigt, wie sie den Weg zum letzten Mal hinaufgehen; sie verschwinden aus der Gegenwart und werden zu einer Erinnerung. Schließlich ist dies das Hauptthema des Films: Das Schrumpfen des Horizonts und der Weite des Tals durch die zerstörerische Macht des Bergwerkes, sodass die Einwohner entweder gezwungen sind, auszuwandern oder sie werden in den Tod getrieben. Mit dem zunehmenden Eingriff der Industrie verliert das Dort ein Stück Gegenwart, die genauso unsicher und prekär ist, wie die immer geringer werdenden Einkommen der Arbeiter; die Gegenwart wird etwas Fremdes; die Menschen, das grüne Tal verschwinden im Schwarz der Kohle, in der Vergangenheit.
Am Ende existiert auch die Morgan-Familie einzig in der Erinnerung; sie sind entweder irgendwo in der Welt verstreut oder tot. Nur Huw bleibt übrig. Eine Vereinigung ist nur in den Traumbildern der letzten Szene möglich, als alle Familienmitglieder wieder zusammenkommen. Der mit Wolken gefüllte Himmel ist groß; die Landschaft blüht und die Getreidefelder wehen im Wind. Eine Rückkehr ist nicht mehr möglich, oder wie der Titel eines Films von Nicholas Ray lautet: We Can’t Go Home Again.