Über uns

„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Notizen zu Želimir Žilnik: Bolest i ozdravljenje Bude Brakusa

Von Mai bis August zeigt das Österreichische Filmmuseum sechs Filme Želimir Žilniks, aus der Phase von 1977 bis 1990, in der dieser äußerst produktiv für das jugoslawische Fernsehen drehte. Den Auftakt markierte der schöne Bolest i ozdravljenje Bude Brakusa. Darin konfrontiert uns Žilnik mit einigen kauzigen (ein merkwürdiges Adjektiv, für das es doch keinen besseren Ersatz zu geben scheint), alten ungarischen Bauern in der Vojvodina. (Das Kino der Heimatlosen, DNA des Kinos!)

Einer von ihnen, Buda Brakus, erlitt kürzlich eine Verletzung und erholt sich nun in Begleitung seiner Bekannten und Freunde, während sie sich gemeinsam an den Krieg und das bisherige Leben erinnern.

Žilnik erzählt derart Geschichte aus Sicht der Verdrängten und Unsichtbaren, der Armen und Analphabeten. Dabei mischt er Fiktion und Wirklichkeit und bietet den Darstellern an, ihr eigenes Leben nochmal zu spielen, nochmal zu erzählen, nochmal zu erleben. Wie so oft versteht Žilnik das Kino wie ein Radio, das jenen Stimme verleiht, die sie sonst nicht haben. Sein Umgang mit diesen Bauern, deren rückständige Lebensbedingungen erschrecken, ist erstaunlich direkt und humorvoll (einige Szenen mit dem verletzten Buda Brakus erinnern an Moartea domnului Lăzărescu von Cristi Puiu).

© Österreichisches Filmmuseum

Es ist eine Art Ethnographie, die nicht nach dem Anderen sucht, sondern nach dem Gleichen. Zugleich offenbaren sich das gelebte Leben (die Arbeit, die Krankheiten, die Diskussionen) und das erzählte Leben (die Erinnerungen, die Erzählungen, das Vergessen). Dazwischen funkeln aus dem hohen Gras, das Žilnik ganz wörtlich filmt, jene Enjambements der Geschichte wie verschüttete Gräber und all das, was entwischt, wenn man glaubt, dass man etwas verstanden hat. Dass man den Alten zuhören sollte, selbst wenn sie manchmal verwirrt sind und dass die Verwirrten die Wahrheit sprechen, auch wenn sie alt werden, sind nur zwei der vielen Wahrheiten, die sichtbar werden.

Hinter all dem offenbart sich der irre Lauf einer Geschichte, der kein einzelner Mensch folgen kann. Die Zeit nimmt das, was man vom Leben erwartet und was bleibt sind kleine Gesten wie ein warmes Brot, das wir uns ans Krankenbett bringen, alte Lieder, die wir gemeinsam singen und das ständige Erzählen dessen, was sonst noch viel unwirklicher wäre, als es sowieso schon ist.