Über uns

„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Tomatenstreamingdienste

Musste schnell die Streamingdienste kündigen, weil mein Posteingang überschwemmt wurde und ich meine Passwörter nicht mehr fand und das ständig Pop-Up-Geräusch unverbindlicher Angebote die Nachbarn aufweckte und ich ohnedies das Gefühl bekam, dass diese Streams mich beobachteten, aber eben nicht so wie Daney einmal schrieb, dass ein guter Film einen betrachtete (statt andersherum, Sie verstehen schon), sondern, dass sie sich merkten, dass ich sie gesehen habe, wogegen mir immerzu verloren ging, was und wie und ob ich schon zu Ende schaute. Wenn man Streamingdiensten kündigt, tut das diesen sehr Leid, es bricht ihnen fast das Herz und man muss hundertfach klicken, ehe man von Neuem mit Emails überschwemmt wird, die einen darum bitten, dass man doch zurückkommen solle, wegen all der schönen Zeit, die man mit ihnen verbringen könnte und all der schönen Streams, die man dann starten und wieder abbrechen könne ganz unverbindlich gegen monatliche Kosten, die man jederzeit wieder einstellen könne und ja, auch wegen der Community, die sich auch freut, wenn man sie als solche betrachtet und ich gebe zu, dass ich dann zu den Büchern in meinem Regal schaue und froh bin, dass sie alle so still sind. Inzwischen tauchen nur noch gelegentliche Zuckungen im Posteingang auf, weil die Streams natürlich irgendwo weiterlaufen, was einem ohnedies nicht entgeht, wenn man der sogenannten Filmpresse folgt, weil die elegant zu den Streams überwechselte, ist ja sowieso das gleiche, es bewegt sich und ruckelt und manchmal bleibt es stehen, dann regt man sich auf und startet alles neu und dann läuft es schon weiter – wie das Leben könnte man meinen, so ein Stream, in dem wir uns alle baden. Und dann bekommt man auch gar nichts mehr mit von dem, was gerade läuft, weil es ja gar nicht wirklich läuft, hihi, es sieht ja nur so aus, aber da läuft nichts und die Diskurse verlaufen sich, sind inzwischen irgendwo, habe sie angerufen, aber war belegt, ich hoffe, dass es ihnen gut geht. Den Streamingdiensten tut das Leid, aber so ist das und irgendwer tüftelt sicher gerade an einer neuen Idee für einen Streamingdienst, die klimatischen Bedingungen sind gerade günstig, aber nicht so für die Tomaten, die brauchen es wärmer, aber über Tomaten wird auch nicht so viel gesprochen, obwohl doch Tomaten systemrelevant sind in vielen Teilen der Erde und vielfältiger als Filme sind sie und auch gegen das Diversitätsproblem wurde was getan, schließlich gibt es Tomaten in vielen Farben, auch wenn man sie zugegeben schon vor allem mit einer Farbe assoziiert, aber vor allem schmecken sie ja besser als Streamingfilme und es macht so herrlich Freude, wenn sie im Mund platzen und der Mund noch leicht geöffnet war, weil man gerade staunend einen Tomatenstreamingdienst entdeckte und der ganze rote Saft über das frischgewaschene weiße Hemd spritzte, das man ja eigentlich gar nicht tragen müsste, weil man sich diese Dienste auch leicht vom heimischen Sofa ansehen könnte und dort ist es meist egal, was man trägt. Aber damit ist jetzt ja Schluß, denn ich habe gekündigt.