Über uns

„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Viennale 2015: Singularities of a Festival: ECHO

Noti­zen zur Vien­na­le 2015 in einem Rausch, der kei­ne Zeit lässt, aber nach Zeit schreit. Ioa­na Flo­res­cu und Patrick Holz­ap­fel wis­sen nicht mehr wie lan­ge das Fes­ti­val schon dau­ert oder wie lan­ge das Fes­ti­val noch geht. Sie träu­men von Bil­dern, die manch­mal zu Fil­men gehor­chen, manch­mal zu den Wegen zwi­schen den Kinos und manch­mal wie ein Echo aus den Kinos her­vor­ge­hen und manch­mal wie Nar­ziss deut­lich mehr mit sich selbst beschäf­tigt sind, als mit den Filmen.

Mehr von uns zur Viennale

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Patrick

  • Der schüch­ter­ne Blick eines Fil­me­ma­chers, der nicht wis­sen kann, ob sein Film ein Herz hat.
  • De Oli­vei­ra hat ein Wun­der in die Zeit­kap­sel gesperrt…Visi­ta ou memóri­as e con­fis­sões…es war schon ein Wun­der als er ihn ein­ge­sperrt hat, aber dadurch, dass er ihn ein­ge­sperrt hat, macht er uns das gleich­zei­tig bewusst und er nimmt dem Film die Gefahr des Prä­ten­tiö­sen. Es ist der nar­ziss­ti­sche Film über das eige­ne Echo.
  • Was mich wirk­lich beschäf­tigt und zutiefst bewegt hat, war sei­ne Anti­zi­pa­ti­on von Unend­lich­keit. Wenn das komisch oder prä­ten­ti­ös klingt, dann liegt das an mei­ner Wort­wahl, nicht an dem was ich mei­ne. Ich den­ke, dass es der ers­te Film mei­nes Lebens ist, der einen Fun­ken Unend­lich­keit ein­ge­fan­gen hat, der den Tod aus­trickst, indem er ihm direkt in die Augen blickt. Natür­lich machen das vie­le gro­ße Fil­me, aber hier habe ich etwas ande­res gespürt. Es liegt in der Ver­bin­dung zwi­schen dem Mate­ri­al, dem Haus, der Fik­ti­on, der Geschich­te, dem Bild, den Fotos…De Oli­vei­ra zeigt hier nicht eine Idee von Erin­ne­rung wie bei­spiels­wei­se Res­nais, son­dern er zeigt die Din­ge, die man wirk­lich berüh­ren kann. Und da er die­sen Film erst jetzt zugäng­lich mach­te, fina­li­sier­te er die­se Idee, weil wir ihn erst berüh­ren konn­ten, nach­dem er die Welt ver­las­sen hat.
  • Der ANI­MALS-Fokus bewirkt, dass man plötz­lich über­all Tie­re sieht. Tie­re, die auch ohne den Fokus schon da waren
  • Drau­ßen vor den Kinos lau­ern Men­schen mit Mas­ken (Hal­lo­ween). Wis­sen sie nicht, dass das Kino die Kunst der Mas­ken ist? Der Fik­ti­on, wie De Oli­vei­ra sagt, die Make-Up-Indus­trie wie Godard sagt. Doch was nie­mand sagt ist, dass das Make-Up des Kinos Augen­rin­ge sind. Die Augen­rin­ge von denen, die es am Leben hal­ten, die Augen­rin­ge, die den Dar­stel­lern einen Flair von Leben geben, die Augen­rin­ge, die man auch Cache nennt und die an sich die Lein­wand sind. Sie exis­tie­ren ent­we­der, um unse­re Augen durch den Ring zu zie­hen oder um sie zu schmü­cken. Sie geben dem Sehen­den eine Schwe­re und dem Schla­fen­den eine Genug­tu­ung. Natür­lich tref­fen sie sich im Kino, in dem man sehend schläft.

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Ioa­na

  • Ich weiß nicht, ob die Fil­me von Albert Ser­ra unfuckable sind, wie er meint, aber Visi­ta ou memóri­as e con­fis­sões ist und wird mich mich lan­ge heim­su­chen. Ich erken­ne nicht, ob es sich so anfühlt, als wür­de ich in der Mate­rie des Films schwim­men, oder als wäre er in mei­nem Kör­per ein­ge­drun­gen, so wie man sagt, dass eine Gött­lich­keit, an die ich nicht glau­be, es machen könnte.
  • Um eine Pau­se zu ver­mei­den, habe ich einen Film gese­hen, der wie To the Won­der mit Nati­ve Ame­ri­cans ist, nur ohne (eine ande­re als tech­ni­sche) Schönheit.
  • Ja, es war ein Feh­ler, die Tei­le von As mil e uma noi­tes nicht nach­ein­an­der zu sehen. Weil es Moti­ve gibt, die wie­der vor­kom­men und die man viel­leicht zwi­schen den Tei­len (mit Joe und Straub) ver­ges­sen hat und weil er der Film all­ge­mein als ein klei­ner Ereig­nis wirkt. Seit eini­gen Wochen ler­ne ich, wie man Vogel fängt. Die Metho­de in De Vogel­t­jes­van­ger (der vor eini­gen Wochen im Film­mu­se­um zu sehen war) kommt auch bei Gomes vor. Ja, plötz­lich sieht man Tie­re überall.
  • Es gibt noch Fes­ti­val­ta­ge, aber ich wür­de es mir jetzt schon trau­en, Per­fi­dia als Ohr­wurm des dies­jäh­ri­gen Vien­na­le zu erklä­ren. Ich höre ihn wie ein dau­ern­des Echo.