Über uns

„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Viennale 2015: Singularities of a Festival: SEIDE

Noti­zen zur Vien­na­le 2015 in einem Rausch, der kei­ne Zeit lässt, aber nach Zeit schreit. Ioa­na Flo­res­cu und Patrick Holz­ap­fel gehen in die letz­te Woche mit dem Gefühl ihrer eige­nen Ani­ma­li­tät und der immer­wäh­ren­den Bewe­gung des Fes­ti­vals, das mehr und mehr einer fer­nen Insel gleicht, die nichts und doch alles mit dem all­täg­li­chen Leben zu tun hat. Dabei kann es nicht um ein­zel­ne Fil­me gehen, obwohl die­se bereits ein gan­zes Leben in sich tra­gen kön­nen, son­dern es muss um die Wahr­neh­mung als sol­che gehen.

Mehr von uns zur Viennale

Julio Cortázar

Ioa­na

  • Fil­me, nach denen man sagen kann, dass man die Tex­tur von Din­gen so stark spürt, dass es sich so anfühlt, als hät­te man die Din­ge berührt, gibt es bestimmt vie­le, aber bei The Ass­as­sin wer­den die Sin­ne so wach, dass man sogar das spü­ren kann, was nicht spür­bar ist. Ist habe das Geräusch von unbe­weg­ter Sei­de gehört. Ich bin erschro­cken von der per­fek­ten Schön­heit. (Hier die Bespre­chung von Patrick)
  • Es ist mir sehr unan­ge­nehm Men­schen im Kino dar­auf auf­merk­sam zu machen, dass sie ruhig sein müs­sen. Bei The Ass­as­sin habe ich es so lan­ge ver­mie­den, dass ich es sich so sehr auf­ge­staut hat, bis ich letzt­end­lich geschrie­en habe, statt es zu sagen. Das Pär­chen hat erst gelacht, als wäre ich ver­rückt, aber dann haben die zwei bis der Film aus war (es ist kein Film, der aus ist), nicht mehr gespro­chen und nicht mehr ihre News­feeds gecheckt. Nach dem Film haben sie mir gesagt, dass ich dafür unge­eig­net bin, Fil­me im Kino zu sehen (wo man natür­lich spre­chen, Han­dys ver­wen­den und Bier ver­schüt­ten darf…der Vor­spann gehört nicht zum Film; wer will den gan­zen Text über das 9. Jahr­hun­dert lesen? ) und dass ich alles zu Hau­se auf DVD anschau­en soll­te, wenn ich so aso­zi­al bin. Ich habe mich dafür geschämt, dass ich etwas gesagt habe und mich dann dafür geschämt, dass ich mich geschämt habe.
  • Die­ser Rauch, der Men­schen die Kraft weg­raubt. Mei­ne Sin­ne waren durcheinander.
  • Fran­co­fo­nia – und Hit­ler bewun­dert eine Gerade.

Julio Cortázar

Patrick

  • Wo ist der Louvre?
  • Du hast mir ein Buch mit Kurz­ge­schich­ten von Julio Cor­tá­zar geschenkt. Dar­in fin­de ich die Geburt von L’aquarium et la nati­on von Jean-Marie Straub und jene von Visi­ta ou memóri­as e con­fis­sões von Man­oel De Oli­vei­ra. Zunächst eine Geschich­te über ein Aqua­ri­um, in dem man sich selbst fin­det (in der Obses­si­on eines Deli­ri­ums, in das man nicht schnei­den darf, in den Gren­zen, die viel­leicht nur durch den Bild­aus­schnitt exis­tie­ren) und dann wie bei De Oli­vei­ra in einem Haus als Trä­ger der Zeit. Es ist berüh­rend, wenn man die­se Tex­te in den Fil­men sieht und die­se Fil­me in den Texten.
  • Eine Sache, die mir auf der Vien­na­le beson­ders impo­niert, ist die Ten­denz der Fil­me hier zu Zei­gen statt zu Erzäh­len. Selbst wenn es gro­ße Unter­schie­de und Fil­me aus aller­hand Gen­res gibt, zei­gen die Fil­me in 90% der Fäl­le etwas.
  • Ich tra­ge auch eine Mas­ke. Sie ist ein wei­ßes Tuch in der Luft, in der man Blut atmet. Wenn ich hus­te, ent­zün­det sich ein Feu­er­zeug. Eine Lein­wand kippt in mei­nem Wind und sie wölbt die lei­den­den Gesich­ter bis sie rei­ßen. Jemand ruft nach der Sinn­lo­sig­keit der Din­ge, die uns im zeit­ge­nös­si­schen Kino umge­ben. Ich tra­ge nur eine Mas­ke. Wer erzählt nicht von sei­nem Film?
  • Das Tier, das ich also bin.
  • Wie­der Dop­pel­gän­ger: Nach Pierre Léon und sei­nem Deux Rémi, deux ging es in The Mad Fox von Uch­ida Tomu wie­der um die unheim­li­che Kraft der Ver­wechs­lung. Dabei ver­wan­delt nicht die Kame­ra, son­dern man ver­wan­delt sich vor der Kamera.