Über uns

„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Viennale 2015: Singularities of a Festival: BLIND

Noti­zen zur Vien­na­le 2015 in einem Rausch, der kei­ne Zeit lässt, aber nach Zeit schreit. Ioa­na Flo­res­cu und Patrick Holz­ap­fel zer­ge­hen am ach­ten Tag des Fes­ti­vals mehr und mehr und wer­den fast blind vor Schön­heit. Manch­mal sind die Erin­ne­run­gen an die Fil­me, Bil­der und Töne wie gedämpft, hin­ter Glas oder aus einer ande­ren Zeit und manch­mal tref­fen sie einen direkt und unmit­tel­bar, sodass man noch viel weni­ger mit ihnen umge­hen kann.

Mehr von uns zur Viennale

peleshian

Ioa­na

  • As mil e uma noi­tes von Miguel Gomes so zer­streut zu sehen, gibt mir ein schlech­tes Gewis­sen. Nicht, weil ich glau­be, dass man auf kei­nen Fall eine Pau­se zwi­schen den drei Tei­len machen soll­te, son­dern weil man zwi­schen den Tei­len vie­le ande­re Fil­me sieht. Aber wenn ich mich dafür ent­schie­den hät­te, am 1. Novem­ber alle Tei­le nach­ein­an­der zu sehen, dann hät­te ich dar­auf ver­zich­ten müs­sen, The Ass­as­sin auf der rie­si­gen Lein­wand im Gar­ten­bau zu sehen.
  • Hast du viel­leicht etwas über das dies­jäh­ri­ge Vien­na­le-Motiv [wie sagt man dazu?] her­aus­ge­fun­den? Ist das eine Motte?
  • Abend der Kurio­si­tä­ten im Film­mu­se­um. Sin­gen­de Frö­sche, ein Ele­fant beglei­tet von Stra­win­sky-Musik, Nega­tiv­pferd, das zur Musik von Bri­an Eno im Kreis rück­wärts rei­tet, freu­de­strah­len­de sowie sui­zi­dal-aus­se­hen­de Sprün­ge von Lem­min­gen ins Was­ser zu einem Ohr­wurm, ein mon­tier­ter bun­ter bel­ly dance von Fischen. Peleš­jans Four Sea­sons, eines mei­ner wich­tigs­ten Erleb­nis­sen mit Film (und eines, das ich dir schul­de), war aber mehr als das Pro­gramm aus­hal­ten konn­te, obwohl es unglaub­lich war, ihn zum ers­ten Mal im Kino zu sehen. Wie kann es eigent­lich sein, dass er nicht im “Was ist Film”-Zyklus läuft?
  • Weißt du noch wie wir letz­tes Jahr wäh­rend der Vien­na­le vor dem Film­mu­se­um stan­den und plötz­lich Abbas Kiaros­t­ami gese­hen haben?

Pelechian

Patrick

  • Ich habe Tex­te von mir im Kata­log des Fes­ti­vals ent­deckt. Sie sind mit mei­nem Namen gekenn­zeich­net, den­noch fin­de ich das ein biss­chen merk­wür­dig so ganz ohne, dass man mir das vor­her gesagt hät­te. Es scheint nor­mal zu sein. Komi­sche Branche.
  • Arta­vazd Peleš­jan ist der Gott des Kinos. Sei­ne Bil­der flu­te­ten das Film­mu­se­um, ich hat­te sofort Trä­nen in den Augen. Wie kann es so etwas geben? Wie kann es so etwas geben? Nach sei­nem Four Sea­sons war ich wirk­lich blind. Das Pro­gramm ging wei­ter, aber ich muss­te das Kino ver­las­sen. Ich konn­te die Bil­der des Fol­ge­films nicht mehr ver­ar­bei­ten. So etwas ist mir noch nie passiert.
  • Ich will ein rie­si­ges Gemäl­de malen, auf dem ich die Schnit­te von Peleš­jan in ihrer räum­li­chen Dimen­si­on erfasse.
  • Eine Kat­ze in Tangier.
  • “The ans­wer my fri­end is blo­wing in the wind.” So ganz geht mir Lav Diaz mit sei­nem Storm Child­ren, Book One nicht aus dem Kopf. Die­ses flie­ßen­de Wasser.
  • Ich sehe kei­ne Mot­te im Vien­na­le-Motiv, ich sehe ein Urtier, das Ske­lett eines Tier­kop­fes, das zugleich eine Mas­ke ist; das Kino als Mas­ke, das Kino aber auch als “V” wie Vien­na­le; das Kino als Urschrei zwi­schen Tod und Unend­lich­keit, als Arte­fakt, das uns trotz­dem direkt in die Augen blickt, hoh­le Augen, man sieht ihm an, dass es gelebt hat, lebt es noch? Es bleibt obskur und zwingt uns zu bli­cken die­ses Kino.