«Es war der Tag, an dem der Sonne Strahlen sich aus Mitleid mit ihrem Schöpfer entfärbten», sagtest du, aber ich blickte nur in den ultramarinen Oktoberhimmel und hörte einen für meine an das Tosen des täglichen Lärms gewöhnten Ohren kaum zu ertragenden Frieden durch die vertrockneten Weinreben wehen. Wir waren stundenlang zwischen den riesenhaft aus der Ebene aufragenden Hügeln umhergeirrt, hatten nur gelegentlich bei stillgelegten Gleisen, zerfallenem Gemäuer, Kanalanlagen und Erdbeerbäumen innegehalten, als wir endlich die steile Straße erklommen, an deren Ende wir das Grab des Dichters vermuteten.
Es war ein großer Kirchplatz, stiller Marmor und Beton und ein sich gegen die Mauer einrollender Hund im Halbschlaf, in denen sich diese vollkommene Gleichgültigkeit gegen das Fortschreiten der Zeit bewahrte und wie du meintest, eine seltsame Unwirklichkeit spiegelte, die dieser Region eine eigentümliche Unberührtheit verleiht in jenen Monaten, in denen die Besucher aus ihr verschwunden sind. Am Grab, das protzig und doch unscheinbar auf der Mitte des Platzes thronte, machte sich gerade ein Mann in orangener Arbeitskleidung zu schaffen, er schichtet die Erde um und polierte den Stein für den Fall, dass der Dichter wiederkehren und seine eigene Ruhestätte begutachten würde. Er darf sich wahrlich nicht beschweren, der Dichter, es wird viel aus ihm gemacht in diesen Gefilden, man könnte fast glauben, der Wein, die Hügel und jedwede Beteuerung einer Liebe in diesem Land wäre seiner Feder entsprungen.
«Das ist es. Man muss weit weg von allem, um etwas schreiben zu können», fuhr es plötzlich aus dir und ich pflichtete bei, auch wenn ich mich fragte, was die angenehme Aussicht auf ein stilles Tal mit einigen Zeilen der Wahrheit zu tun hat. Könnte der Dichter nicht überall sein, wo Hunde schlafen und Bäume flüstern? Müsste er nicht gerade dort sein, wo es das alles nicht gibt?
Ich pflückte einen Granatapfel von einem über der Straße wachsenden Baum und wir trennten die Frucht mit einem kleinen Messer auf. Es wird immer die Sprache sein, die mit den Orten verbunden ist, an denen sie entsteht, denke ich…und mir wurde klar, dass nur zwei oder drei Tage später, all diese Schönheit bereits verfallen gewesen wäre, man konnte es bereits sehen, die gelbwerdenden Blätter, die erste Fäule an den höchsthängenden Früchten, das schwere Atmen des gegen die Mauer eingerollten Hundes. Dann wäre hier eine andere Sprache. Dann verstummten die Reime, wie der Dichter einmal meinte.

