An der Außenseite des Seitenschiffs der Kirche am Dellplatz in Duisburg rankt sich seltsames Gepflanz, zumindest für westdeutsche Gefilde. Persische Sträucher gibt es da und Bäume, die sonst nur am Schwarzen Meer gedeihen. Sie passen hier irgendwie hin, an diesen Ort, an den nichts zu gehören scheint. Du berührst die braungrünen Blätter mit deiner ausgestreckten Hand und stellst dir vor, dass sie eine türkischstämmige Gärtnerin dort heimlich gepflanzt hat, um sich mehr wie zuhause zu fühlen. Du bist zu romantisch, siehst du nicht, wie krank diese Pflanzen sind?
Wir sehen uns weiter um. Im Schatten Berge von Müll, sich langsam zersetzende Dosen und Stoffe, die wir nicht zuordnen können. Ein Mann schläft auf einer gegen die Kirchenmauer gelehnten Matratze. Ich weiß nicht, wer mehr Löcher hat, die Matratze oder er. Ein anderer sucht im Gebüsch nach seiner Vergangenheit (sie ist entlaufen). Ein anderer schaut uns an, als könnten wir ihm helfen, wendet sich dann aber ab, als er bemerkt, dass er sich getäuscht hat.
Dann entdeckst du einen Fußball und trittst etwas unbeholfen gegen ihn. Er rollt über den verwaisten Platz. Du lachst. Der Ball hoppelt ganz langsam auf dem Asphalt, er ändert seine Richtung mit den Unebenheiten des Bodens und bleibt in einem Gebüsch stecken. Ich will ihn holen, aber du schüttelst den Kopf. Du möchtest weiter, ich noch etwas bleiben. So bewegen wir uns unentschieden, verweilen zwar, aber eigentlich sind wir schon wieder weg.
Vor dem italienischen Restaurant steht ein Koch und raucht. Jetzt rennen ein paar Kinder über den Platz, ihre Schritte hallen vom Gemäuer der Kirche. Ein Rotkehlchen hüpft von Ast zu Ast, verschwindet. In einem Fenster ein Porzellanzebra in blau und weiß. Auf den Bänken sitzen die Tauben zwischen leeren Bierdosen. Die Glocken der Kirche läuten. Immerhin. Ich sage: Hier geschieht nichts. Du erwiderst: Hier geschieht alles. Wir meinen das gleiche, glaube ich.
Dein,
Patrick