Text: Martin Grennberger (aus dem Englischen von David Perrin)
Utlänningar, del II. Rom, aus dem Jahr 1977,ist der zweite Film der Nestlers, der den Roma gewidmet ist. Das erste Werk, Att vara zigenare, befasste sich mit der Diskriminierung und Verfolgung der Roma während des Naziregimes und zeichnete die anhaltende und äußerst schwierige Lage nach, in der sich die Roma in Deutschland und Österreich befanden. Der spätere Film erörtert ihre Lage im schwedischen Kontext. Nestler beginnt mit der Herkunft der Roma aus Punjab in Indien, wo sie höchstwahrscheinlich vor Krieg und Unterdrückung geflohen sind. Um 1900 wanderten viele von ihnen über Russland nach Schweden ein. Die systematische Ausgrenzung der Roma und die abwertende Sprache, die gegen sie verwendet wurde, wird vom Film in den Vordergrund gestellt. Bis in die 1960er Jahre wurden sie von der Schulbildung sowie vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Die unablässige Misshandlung der Roma in Schweden spiegelt sich in Nestlers agitatorischem Sprechton wider. Durch eine sorgfältige Montage von Fotografien, Kunstwerken, Archivfilmen, neuem Filmmaterial und Interviews bringt der Filme die Vorurteile ans Licht, mit der die Roma konfrontiert werden. Ein 1960 geführtes Fernsehinterview mit einem sechszehnjährigen Mädchen, das seine Erfahrungen in den Zeltlagern sowie den Mangel an angemessener Bildung und Integration schildert, dient als erläuterndes Beispiel dafür.
Ein Teil des Films zeigt die Silberschmiedin und Aktivistin Rosa Taikon in ihrer Werkstatt, sie teilt ihre Gedanken mit Judith, einem schwedischen Mädchen ohne Roma-Hintergrund. Anhand eines Kinderbuchs, mündlichen Geschichten und langen Sequenzen von Rosa in ihrer Werkstatt, wo sie zusammen mit ihrem Mann Armbänder und Schmuck herstellt, wird das Leben der Roma und ihre Aktivitäten in Schweden dargestellt. Eine großzügige Offenheit herrscht zwischen den Gesprächspartnern. Rosa erzählt Geschichten von Drangsalierung und Verfolgung und dass viele der Kinder, die im Winter geboren wurden, an der Kälte und den prekären Lebensbedingungen in den Lagern gestorben sind.
Gegen Ende des Films sehen wir eine Romadelegation, die 1964 den sozialdemokratischen Premierminister Tage Erlander besucht, darunter Rosas Schwester, Katarina Taikon, eine Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin. Dies war ein erster Versuch, einen Kontakt mit Politikern herzustellen, um Anerkennung zu erhalten. Unter anderem fordern sie, dass Lehrer, die Romaschüler aufnehmen, vom Staat bezahlt werden sollen. Obwohl die Bedingungen für die in Schweden lebenden Roma, wie Rosa sagt, viel besser geworden wären als vor fünfzehn Jahren – sie erwähnt den Fall von 1969 als siebenundvierzig eingewanderte Roma zurück nach Frankreich abgeschoben wurden – bleibt noch viel zu tun.