Das Kino Planet+1 in Osaka ist umgezogen. Ist größer jetzt, Treppchen hinauf, schmaler Flur und immer noch in Umeda, aber diesmal in einer ruhigeren Ecke, eine Minute zu laufen von der Nakazakicho-Station. Und Tomioka Kunihiko grinst „Ich kenn‘ Dich, von irgendwoher kenn‘ ich Dich“. Das kommt davon: hier und da ein Festival. Sollte mehr Werbung machen, 100 Meter weiter gibt es einen Weinladen und da schaut man mich groß an: „Hier soll ein Kino sein?“, ein Blick auf den Prospekt: Tribute to Barbara Stanwyck, Filme von Arne Sucksdorf, und japanische Musicals aus den 60ern. „Ach SO ein Kino!“ Genau, so eins. Cafés an allen Ecken, dicke Aschenbecher gottlob, und die Dame an der Theke zählt mit mir begeistert bis zehn, auf deutsch. Go Shibata ist auch da, dreht seinen neuen Film, spricht nicht viel bis ich anfange, von meinem Bass zu erzählen (Ibanez Serial Player aus den 80ern, mit Smith-Tonabnehmern!) und Go strahlt: „Claudia-san, wir gründen ’ne Band!“. Gerne. Also Sucksdorf, sehr voll und sehr gemischt, 5 Euro das Ticket, die alte Dame neben mir schläft sofort ein, ihr Begleiter sitzt auf der vordersten Stuhlkante und nickt immer wieder heftig. Das Licht geht an und die Dame auch wieder. Und im Café noch etwas trinken, dann in ein Teriyaki-Restaurant, Go ist immer noch dabei und nun auch Yamashita Nobuhiro, der hin und wieder einschläft, eine Zigarette raucht und wild erzählt, und wieder einschläft. Taxifahrt zum Hotel: „Gibt es in Deutschland auch solche Kinos?“ Gibt es. Nachts um halbdrei wird man wach, Fenster auf, dritter Stock: Elvis singt „Love me tender“, Anfang bis Ende, nur das eine Lied, dann ist es wieder ruhig. Etwas abwarten, aber das war es mit Elvis, Fenster zu. Auf Hokaido hat ein Lehrer einen seiner Schüler ermordet. Der Junge hatte sich bei seinen Eltern über die Lehrmethoden beschwert.
Kurosawas Sakebi gesehen, großes Kino im Umeda Sky-Building, dann auch 14 Euro, bitte. Die Kartennummer: und deren Besitzer bitte der Reihe nach ins Kino treten. Rechts einordnen. Koji Yakusho: ich bin nahe dran dafür zu beten, dass immer eine Kamera in der Nähe sein möge, wenn dieser Mann sich auch nur einen Zentimeter bewegt. Vor dem Gebäude eine riesige Baustelle, unser Bahnhof soll schöner werden! Vor mir eine endlose Treppe, eiliges Geklapper hinter mir bis mich eine alte Frau im Kimono am Ellbogen zupft, sich einfach einhakt und neben mir die Stufen raufgeht, Ein freundliches Kopfnicken und Sonnenschirm aufgespannt. Bitte, gerne. Dan eine Reihe von Sai Yoichi und ich treffe die Dame vom Goethe-Institut: „Ach, wir kennen uns doch?“. Jaja, ein Festival hier und dort. „Mein Büro ist nun kleiner, aber die Aussicht ist schon schön.“ 32. Stock, der Aufzug lässt die ersten 21 einfach aus. Praktisch, wer’s verträgt. Abends Jazzkonzert in der CellBox, schöne schwarze Fassade, viele Jugendliche, da die Kneipe im eleganten Einkaufsviertel Shinsaibashi gelegen ist. Zu Fuss zum Hotel. An der Ecke was essen, ein Amerikaner aus San Fransisco kocht und bedient, ist vor 15 Jahren während seines Studiums hier hängen geblieben und seiner damaligen Gastfamilie gehört das kleine Restaurant.
Einmal eine Pachinkohalle, Ohren betäuben! Mittags schon gut besucht, laute Musik und Geklapper der Kugeln, wie sie ins Körbchen fallen, auf die Dauer etwas dröge, und vorne kann man seine Kugeln dann abgeben, bekommt Naturalien: Seife, billige Hemden, Weinflaschen. Ich bekomme Strumpfhosen mittlerer Größe, gehe raus und sehe einen Herren, der die Gewinner höflich anspricht, Geld wird gewechselt und der Pachinko-Gewinn landet im Körbchen. Mit Kennermiene versuche ich‘ es auch, ohne Zögern bekomme ich tausend Yen. Ein Konzertflyer der ungewöhnlichen Art: ein Aritayaki-Konzert, soll heißen, der freundliche ältere Herr hämmert auf circa 25 getöpferten Schalen der Firma Aritayaki eine schöne Melodie heraus. Sein Traum, einmal bei Meissen zu spielen, hat sich vor ein paar Jahren erfüllt …
„Wie war Tokyo?“ – Ein unendliches Warten, Interviews schieben sich in alle Richtungen, dann in einer großen Leere endend. Nagazaki reist durch’s Land, um dann doch nicht zu erscheinen; das Büro von Yamagata findet sich momentan in seinen Kartons nicht zurecht, Office Kitano brummelt wie gewohnt vor sich hin und außerdem ist das Hotel viel zu groß. Die Zimmer liegen so eng beieinander: der Flur erinnert an den Bauch eines U-Bootes und die linke Hälfte der Zimmer wird für eine Woche von einer chinesischen Reisegruppe belegt. Wildes Türentrommeln und Gelächter auf dem 12. Stock, in der Nacht werde ich wach, draußen scheint der Mond und erst gegen fünf Uhr in der Frühe schalten sich die letzten Lichter in den anderen Gebäuden aus. Aber Geduld ist alles und schließlich gibt es genügend Museen in der Stadt, Kinos sowieso, ein einziger Reigen an Hollywood und Babel ist brechend voll. Hugh Grant spricht hier japanisch und Berrymore wird bejauchzt mit jedem Gelächter, das sie von der Leinwand lässt. Ein Publikum, voller Verständnis für den alternden Schnulzensänger, jeden Abend kann man es selbst erleben, wenn man in den Seitenstraßen nicht an den winzig kleinen Restaurants vorbei geht, fast jede ist mit einer Karaoke-Anlage ausgestattet, und so hoch muss der Alkoholpegel gar nicht sein, um dann nach einer halben Stunde des Zusammensitzens sehnsuchtsvolle Lieder an das Meer und an die vergangene Jugend und vor allem an die Liebe zu richten! Je trauriger, umso besser.
Das Fernsehen als Erfahrungswert: die Werbespots lassen sich von der eigentlichen Sendung kaum unterscheiden, Cameron Diaz macht Werbung für einen Mobiltelefonvertreiber, Scarlett Johansson trinkt genüsslich kalten Milchkaffee („It really makes my day“) und Madonna findet man bei einer großen Versicherung wieder („I am strong“). Während Kitano zärtlich über eine Öko-Waschmaschine streichelt, es ist also alles in bester Ordnung.
„Wie läuft es in Tokyo?“- Danke sehr, aber momentan läuft gar nichts, und ich bin reichlich erstaunt und komme hier und da auch aus dem Grinsen nicht heraus: während die Szene in Tokyo immer noch gerne über Osaka lächelt, habe ich in Osaka bereits innerhalb weniger Tage mehr an Filmen gesehen, Leute getroffen und e-mails erhalten, als hier. Aber freundlich lächeln und Danke der Nachfrage. So also zum Tokyo Spring Center und eine Ausstellung zu Ando Tadao genießen, die Sonne scheint, die ausgestellten Zeichnungen und Modelle glitzern vor sich hin und Ando selbst stellt sein neues Buch vor, in dem er innerhalb seiner Arbeit nun endlich den gemeinen Arbeiter feiert, ohne den jedes Bauwerk hilflos nicht existent wäre. Hoppla, aber wer jetzt sofort von japanischen jungen Männern, schweissüberströmt und eisenschleppend in ihren weißen weiten Arbeitshosen träumt, der wird enttäuscht werden. Ando hat sich schon seinen Teil gedacht, und so erweist sich die Fotoauswahl als Ode an die im vollendeten Bauwerk nicht sichtbare Geometrie von riesigen Gerüsten, Stangen und dem manchmal wahnwitzigen Größenverhältnis von Gerüst und Arbeitern. Man ist konzentriert bei der Arbeit, nur hier und da Bünde an Männerfreundschaft, viel elektrisches Licht und der nicht enden wollende Bauprozess, während der Architekt immer noch um Kleinigkeiten und Papiere kämpft, seine Gedankenwelt verteidigen muss, bis noch weit nach der Eröffnungsfeier. Ando sitzt also vorne mit seinem Mikrofon, während eine Gruppe an Studenten sich sehnsuchtsvoll zu seinen Füßen niederlässt, aber er lässt den Kontakt nicht abreißen, löst hier und da alles in ein fröhliches Gelächter auf und nickt mir später freundlich zu, kritzelt linkshändig in meinen Katalog hinein und schaut in die Sonne „Sehr hübsch, das Licht, aber nicht von mir“, witzelt er noch mit kratziger Stimme; mit seinem Jeanne d`Arc-Haarschnitt sieht er mittlerweile aus, wie eine etwas magere alte Dame und verschwindet. Die Sonne scheint unaufhörlich und Eiko grinst frundlich: „Ich melde Dich einfach bei Kitano an, das wird schon!“ Und es wird nichts, ich sitze an einem Mittwoch im Office und warte vor mich hin, nach zwei Stunden gehe ich, mit viel Tee und Keksen im Bauch. Leid tut es allen, so ist das nun mal und Eiko lacht ein paar Tage später: „Ich habe extra geschrieben, dass Du recht groß und dünn bist und aus dem Westen kommst, meistens nimmt er sich dann etwas Zeit!“
Der Bürgermeister von Nagazaki wurde von der lokalen Mafia auf offener Straße des frühen morgens erschossen, es ging wohl um Baugrundstücke und das erfolglose Verhandeln von Wucherpreisen. Wieder in Osaka, nutzt ja alles nichts und Johannes Schönherr ist in der Stadt und tut, was Johannes Schönherr tun muß: er zeigt wildes Material aus dem New Yorker Underground aus den 70ern. Die Bar ist voll, 5 Plätze an der Theke, dann die kleine Treppe rauf, dort gibt es eine Leinwand mit einigen Plätzen, und die Damen verlassen vorzeitig entsetzt den Raum, während eine Russin noch sitzen bleibt und sich lauthals über die körperlichen Vor- und Nachteile des japanischen Mannes auslässt. Ich hebe wieder nur arrogant die Augenbraue, aber hier nutzt das nichts. „Kommst Du morgen nach Kobe? Es gibt eine Party im Emigration Center.“ Mal sehen und die japanische junge Dame neben mir fängt nach der zweiten Bierdose an, meinen Arm zu streicheln „I like your long hair and legs.“ Dafür kann ich nichts.
Also am nächsten Tag nach Kobe, das Treffen entbehrt nicht einer gewissen Gruseligkeit. Man gibt sich hier salopp im selbstgewählten Exil, und interessanterweise kann jeder einem auf Nachfrage die exakte Zahl an Jahren und Monaten des bisherigen Aufenthaltes nennen. Es gibt Musik und dann, die Russin! „Weißt Du, von man hier Drogen bekommt? Ich brauch‘ was zu rauchen.“ So geht das den halben Abend und schließlich seilen wir uns ab, um mit Matt Kaufman die Nacht durchzumachen, seine Eltern besuchen Kobe und so lohnt es sich für ihn nicht mehr, nach Hause zu fahren und wir drei tingeln durch Kobe, die letzten Bars schließen um 5 Uhr und so muß man nur die beiden toten Stunden hinter sich bringen, selbst die Getränke- und Zigarettenautomaten funktionieren in der Zeit nicht mehr. Und Kaufman erzählt, immer noch nüchtern, von New York und Schönherr erzählt, nicht mehr nüchtern, wie er und Kaufman sich damals kennengelernt haben. Schließlich landen wir in einem Spa, frühstücken dort und sind wieder völlig wach, als jemand zu uns tritt: Kobe ist klein. Die Russin …
Davon muß man sich erholen. Und dann ist Tomioka von seiner kurzen Reise nach Deutschland zurück, berichtet von Kawase, die ihren Film in Cannes im Wettbewerb hat, und wieder zeichnet sich da ein ganz zartes Warten ab, aber ich habe ja Zeit. „Wir stellen unser Filmarchiv vor, ist ja alles noch in Vorbereitung. Kommst Du? Und wo bist Du eigentlich?“ Momentan in Nord-Kobe, Sannomiya und nach 5 Wochen ist mein rechtes Knie ganz blau vom beständigen An-Tischkanten-Stoßen.- Also mit der Bahn zur Shinnagata-Station, im Einkaufsviertel die gelbe Treppe hoch bis zum 2.Stock, direkt neben dem ägyptischen Restaurant: das Kino hat vielleicht 40 Plätze, auch ein elektrisches Piano, denn es gibt The Golden Bullet aus dem Jahr 1927 und Tomioka winkt freundlich aus dem Vorführrraum. Später Wohlvetrautes: bei Bier und Häppchen wird der ewige Geldmangel bejammert, die Sponsoren lächeln milde und ein Grüppchen formiert sich, um die Räumlichkeiten zu betrachten. Mehrere Zimmer, in denen sich Gerätschaften und Filmdosen türmen, Kartons, Kisten, Schneidetische, Kameras. „Das wird wohl ein paar Jahre dauern, und bisher sind wir zu zweit.“ Also die Rolladen wieder heruntergelassen, nur die Häppchen sind anders und ich werde nach ein paar Bechern Bier am Ärmel gezupft: „Dich kenne ich von Rotterdam! Und was machst Du hier?“ Ich schaue so herum.
Abends ein Besuch im türkischen Restaurant „Midnight Express“ auf der Flower Road, ein Paar aus Dortmund, die nun sein 12 Jahren in Kobe leben und sich immer noch wie auf Urlaub fühlen. Franky hat mir des morgens beim Hotelfrühstück davon erzählt, und daß er selbst nun nach Karlsruhe zieht und daß seine Frau etwas genervt ist und wo ich eigentlich herkomme? Er selbst stammt aus Kalifornien. Wieso beginnt eigentlich die Antwort auf diese Frage mittlerweile immer mit „actually“, egal, an wen man sie stellt? Das permanente Vogelgezwitscher im Frühstücksraum kommt übrigens vom Band und macht einen morgens um 9 schon etwas wahnsinnig. Also noch ein paar Termine ausmachen, aber nun sind alle entweder in Hongkong oder in wilder Aufregung für Bald-Cannes, schwieriger als gedacht, aber nun zwei Wochen Tokyo und einfach abwarten.
Ein Reporter des Senders NHK wurde in Tokyo festgenommen: nachts um eins hatte er in einem Apartementkomplex mehrere Wohnungstüren ausprobiert, um sich bei seiner anstehenden Wohnungssuche doch nur „inspirieren zu lassen“. Die Polizei glaubt dem 32jährigen nicht so recht und der Sender wartet jetzt erst einmal ab, bevor sie ein offizielles Statement abgeben. Die Goldene Woche hat begonnen, drei staatliche Feiertage und dann auch noch das Wochenende, und das heisst wie überall auf der Welt, wilder Alkoholkonsum und man schlängelt sich schon am frühen Nachmittag durch die Reihen der Betrunkenen. Und des Nachts kann es passieren, dass genau unter dem eigenen Hotelfenster jemand seinen Magen entleert. Die männlichen Nachtschwalben halten sich relativ nüchtern, da Haar soll sitzen und der Minirock sowieso und wie die Jungs es schaffen, auf Stilettos durch die Gegend zu klackern und dabei gut auszusehen werde ich noch begreifen lernen. Zumindest gibt es laut Gesundheitsamt immer mehr männliche Magersüchtige, vor allem in den Grossstädten.
„Hast Du Lust, Masao Adachi zu treffen?“ Was für eine Frage und so gibt es in Umeda zuerst des Abends seinen Film Teruristo und Adachi selbst ist müde und führt sein Kind an einem Haltegurt spazieren und so trifft man sich am nächsten Morgen zu Milchkaffee, alles ist Film und er selbst macht keine Anstalten von seiner Ach so berüchtigten Vergangenheit zu erzählen. Die Leute sollen meinen Film sehen und gut ist es. Betrunken sind immer noch alle und des Nachts kehre ich zum Hotel zurück, als ein Herr aus einer Kneipe tritt, mich kurz anschaut und schliesslich seine Hose herunterlässt und in gestreifter Shorts dasteht. Augenbrauenheben reicht auch diesmal wieder und die schon erwähnten Jungs in Highheels applaudieren und winken mir zu. Manchmal ist das Leben wie ein Film und das kann auch ängstigen. Oder ist Film doch wie das Leben? Macht auch Angst.
Werbe-TV in der Nacht: die Wäsche muss weiß sein (sonst verlässt dich irgendwann deine Ehefrau), aber wenn die Wäsche so wirklich weiss ist, kehrt sie doch wieder zurück, und unser bebrillter Werbespot- Protagonist nimmt seine Frau (mitsamt riesigem Beutel voller Schmutzwäsche!) an der Haustür wieder dankbar in Empfang. Kein Liebhaber dieser Welt wäscht so gut wie der eigene Ehemann.
Omuri hat die neue Biografie zu Seijun Suzuki verfasst, und mitsamt riesiger Retrospektive im Cine Nouveau (Haltestelle Kujo) wird das Ereignis gefeiert. Suzuki ist auch da und beantwortet Zuschauerfragen. Manchmal ist es wieder ganz einfach: Zigeunerweisen? Jedes mal, wenn der Film langweilig wurde habe ich ordentlich Musik draufgelegt, das mache ich immer so und funktioniert auch immer. Kein Film muss länger sein als 90 Minuten, wenn doch, willst Du die Leute nicht unterhalten sondern therapieren. Spricht’s und hebt sein Wasserglas. „Ich habe nicht genug Filme gemacht, aber der Rest kommt noch.“
TV am frühen Morgen und die Kochsendungen sind immer noch verwirrend. Eine Möhre wird der Länge nach zerteilt und analysiert, die hübsche Form und erst die Farbe! Noch nie war eine Möhre so schön, ganz sicher nicht. Aber lange darf man den Blick nicht von der Mattscheibe wenden, sich etwa vornüberbeugen, um sich die Schuhe zuzubinden, dann beginnt bestimmt schon wieder eine neue Sendung und was ich erst für eine Karaoke-Sendung halte ist eigentlich die hiesige Hitparade. Man darf sich nicht so ernst nehmen. Und Kitano schlägt in seiner Talkshow den jungen Damen im Publikum mit einem Fächer ordentlich auf den Kopf, Ausweitung der Schmerzzone, und die Begeisterung nimmt kein Ende, Applaus inbegriffen, einfach herrlich normal.
Und schließlich Kiyoshi Kurosawa, es gibt eine lange Nacht mit seine Filmen im Planet-Kino und gegen 6 Uhr wird er ins Büro gelotst, sitzt etwas verloren neben dem übervollen Aschenbecher und erzählt von Italien. Ein paar Stunden später sitzt man im Restaurant und er schaltet zwischen Englisch und Japanisch hin und her, mein Übersetzer aus San Fransisco geht mir gehörigst auf die Nerven, bis ich ihn irgendwann nur noch ignoriere und ich zwinkere mir die gute Ai wieder heran, die Gottlob mein Zwinkern richtig interpretiert und immer mehr ein wenig näher rückt, bis der unausstehliche junge Mann sich gelangweilt abwendet. Drei Stunden später geht es zurück zum Kino, das dazugehörige Café ist überfüllt mit jungen Leuten und Kuroswa erzählt von seiner Arbeit und seinem wohl besten Film, eine Radsportdoku, sein bester Film „sagt meine Frau“. Morgens um vier regnet es und er macht sich mit einem weißen Regenschirm auf den Weg zum Hotel. Später wird man wach, Fenster auf, dritter Stock: Elvis singt „Love me tender“. Anfang bis Ende, nur das eine Lied, dann ist es wieder ruhig.