Über uns

„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Viennale 2015: Singularities of a Festival: SCHWARZ

Noti­zen zur Vien­na­le 2015 in einem Rausch, der kei­ne Zeit lässt, aber nach Zeit schreit. Ioa­na Flo­res­cu und Patrick Holz­ap­fel geben ihre Ein­drü­cke vom Fes­ti­val­tag wie­der. Dabei wer­den sie nicht zwangs­läu­fig schrei­ben, um wel­chen Film oder wel­ches Pro­gramm es sich han­delt. Es sind ein­fach Ein­drü­cke, die gleich jenen unde­fi­nier­ba­ren Emp­fin­dun­gen kurz vor dem Ein­schla­fen durch die Schlä­fen wan­dern, bis sie sich hin­ter den Augen sam­meln, von wo aus sie je nach Inspi­ra­ti­on unse­re Träu­me und Fil­me füllen.

Zu Tag 1

Sam Fuller White Dog

Patrick

  • Ist die Kame­ra in der Gegen­wart oder in der Vergangenheit?
  • Loz­nit­sa und Soby­tie. Ein­mal gibt es einen Schwenk im Regen von Mos­kau über das Meer der Gesich­ter, die den Fil­me­ma­cher wie­der als Men­ge inter­es­sie­ren, als Nati­on? Jeden­falls endet der Schwenk auf einem groß­ar­ti­gen Bild. Ganz rechts steht ein ein­sa­mer Mann mit Regen­schirm. Er scheint nicht nur den Gescheh­nis­sen auf dem Platz zu fol­gen, son­dern den Video­gram­men die­ser Revo­lu­ti­on. Man hört wie Regen auf den Schirm prasselt.
  • Es gibt kei­ne Dra­gee Kek­si schein­bar in die­sem Jahr. Noch beschwe­re ich mich nicht, aber ich ahne schlim­mes für jene Tage, an denen man nach Zucker lechzt, um zu überleben.
  • Noch­mal zu Loz­nit­sa. Er wirft einen wirk­lich in die Ver­gan­gen­heit, als wäre es die Gegen­wart. Dar­in liegt sei­ne Poli­tik. Wir haben schon sub­ti­le­re Fil­me von ihm gese­hen. Ins­be­son­de­re der Ein­satz von Tschai­kow­ski ist etwas arg auf­ge­setzt. Ich hät­te die Bedeu­tung die­ser Bil­der für die Gegen­wart wohl auch so verstanden.
  • Wie kann man die Erfah­run­gen unse­rer visu­el­len Dau­er­be­schal­lung im Kino ver­ar­bei­ten? 88:88 von Isiah Medi­na wagt einen radi­ka­len Ver­such, indem im Bil­der­rausch letzt­lich nichts mehr übrig bleibt. Der Film ist fast unan­seh­lich, er zeigt ein Dilem­ma des Kinos an, die Unfä­hig­keit über unse­re moder­nen Erfah­rungs­wel­ten zu spre­chen. Es ist ein Film nach dem Kino.
  • Sam Ful­ler insze­niert Hass wie Dou­glas Sirk Lie­be (White Dog)
  • Eine trau­ri­ge Gestalt, die das Kino liebt und die­ses geküns­tel­te Lächeln zwi­schen den Scree­nings nicht.
  • Sebas­ti­an Brames­hu­ber sagt etwas gutes nach sei­nem Film, er sagt, dass er es immer lie­be, wenn im Film­mu­se­um Stumm­fil­me ganz ohne Musik­be­glei­tung gespielt wür­den, weil er so sei­nen eige­nen Kör­per und die Kör­per sei­ner Umge­bung plötz­lich wahr­nimmt und so das Kino als sozia­len und leben­den Raum begrei­fen könne.

White Dog

Ioa­na

  • Ich hat­te die ver­wor­re­nen Bezie­hun­gen und ver­wir­ren­de Abwei­chun­gen von Des­plechin ver­misst. Nach Jim­my P. dach­te ich, dass es kei­ne Ener­gie mehr in den Fil­men von Des­plechin geben wird. Ich habe Paul Deda­lus ver­misst, aber nur Esther bekom­men. (Patricks Bespre­chung von Trois sou­ve­nirs de ma jeu­nesse)
  • Mit­ten in Kai­li Blues habe ich gemerkt, dass ich bis dahin viel­leicht nicht rich­tig hin­ge­se­hen hat­te. (War es, weil ich Bil­der von einem Dis­co­ball, Neon­lich­tern in einem Was­ser­ei­mer gespie­gelt oder einen Jahr­markt mit bun­ten Bal­lons, als zu vie­le spar­kles wahr­ge­nom­men habe? Oder ein­fach weil die Unter­ti­tel des Zitats aus der Dia­mant-Sutra so kurz auf der Lein­wand stan­den, dass ich sie nicht voll­stän­dig lesen konnte?
  • Es gibt kei­ne Dra­gee Kek­si schein­bar in die­sem Jahr. Das ist ok, weil “Kek­si” so ein abtur­nen­des Wort ist.
  • La Vida Útil war auf jeden Fall bes­ser anzu­schau­en als Com­pu­ter Chess. Ich hof­fe, dass sie mir nicht nur wegen s/​w und Nerdig­keit ver­gleich­bar scheinen.
  • Chi­ne­si­schen Ghost Cities, Staub und Krank­hei­ten am Ende des Tages