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„Eine ganze Welt öffnet sich diesem Erstaunen, dieser Bewunderung, Erkenntnis, Liebe und wird vom Blick aufgesogen.“ (Jean Epstein)

Viennale 2015: Singularities of a Festival: GRÜN

Noti­zen zur Vien­na­le 2015 in einem Rausch, der kei­ne Zeit lässt, aber nach Zeit schreit. Ioa­na Flo­res­cu und Patrick Holz­ap­fel knei­fen sich und träu­men wei­ter im Sog der beleuch­te­ten Vier­ecke. Dabei ver­schmel­zen die Erfah­run­gen zwi­schen den Fil­men mehr und mehr und wenn man die Augen am Abend vor dem Schla­fen schließt, sieht man tau­sen­de Far­ben eines Kinos, das noch zu nahe unter den Lidern lebt, um schon ver­stan­den zu werden.

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Taxi Driver De Niro

Patrick

  • Nachts fährt man durch eine fast lee­re Stadt (es soll­te immer noch Wien sein, es sei denn ich habe mich ver­fah­ren) nach dem letz­ten Film des Tages. Sie strei­chen alle Fahr­rad­we­ge grün. Mein Rad macht komi­sche Geräu­sche auf die­sem Farb­ge­ruch. Ich bli­cke auf die feuch­ten Farb­kör­ner des fri­schen Belags, die an mei­nem Vor­der­rad hoch­sprit­zen und dann auf das Licht mei­ner schwäch­li­chen Vor­der­lam­pe, die den grü­nen Boden immer­wäh­rend beleuch­tet, als wür­de ich das Kino mit auf mei­nem Weg nehmen.
  • Mar­tin Scor­se­se steht mit einem Mega­fon im Gar­ten­bau­ki­no und schreit Tou­ris­ten an, die ein Foto von ihm machen wol­len. Eine Wel­le bricht ins Kino und mit ihr ein rie­si­ges Schiff.
  • In Tran­sit, der letz­te Film von Albert Mays­les, zeigt uns wie ver­klärt Ame­ri­ka noch immer sein kann. (life is peaceful the­re) Der Film macht etwas ande­res. Er baut eine Uto­pie der Mensch­lich­keit auf. So ver­klärt ist nicht mal Amerika.
  • Jem Cohen hat in sei­nem Publi­kums­ge­spräch gesagt, dass man ver­schie­de­nen Fil­me­ma­cher ein­fach nicht nach­ah­men sollte…man soll­te nicht ver­su­chen, einen Bres­son-Film oder Ford-Film zu machen. Per­ro­ne hat in Los actos coti­dia­nos ver­sucht, einen Pedro Cos­ta-Film zu machen. Er hat sicher­lich gute Din­ge dabei gefun­den, aber etwas anma­ßen­des liegt in die­ser Hal­tung, die Cohen Recht gibt.
  • Trotz­dem denkt man dann an Van­da. Ich weiß gar nicht wes­halb. Ich den­ke an ihre Nah­auf­nah­men oder an sie.
  • Ein ehr­li­cher Film ver­liert meist von sei­ner Ehr­lich­keit, wenn er im Fes­ti­val­kon­text gezeigt wird.

Scorsese2

Ioa­na

  • Der Per­ro­ne von heu­te sieht noch mehr wie Cos­ta aus, als der Per­ro­ne von ges­tern. Nur ohne die Wor­te, die wie das Letz­te klin­gen, was man vor dem Ster­ben sagt, ohne die schwe­ren Bli­cke, ohne dass die Türen mehr als Türen sind. Eigent­lich ohne alles. Daher ver­ab­schie­de ich mich schon von sei­ner ers­ten Pha­se und war­te trotz­dem neu­gie­rig dar­auf, Fil­me aus sei­ner zwei­ten zu sehen.
  • Viel­leicht ist In Tran­sit eine gute Art sich zu ver­ab­schie­den. Wer weiß?
  • Soby­tie ist extrem inter­es­sant aus zahl­rei­chen Grün­den, aber die meis­ten Fra­gen muss ich mir über Loz­nit­s­as Umgang mit dem Archiv­ma­te­ri­al stel­len. Wie kann er mit Mate­ri­al arbei­ten, das nicht von ihm gedreht wur­de und dar­in das, was ich als sei­ne Per­spek­ti­ve ein­schät­ze, durch­set­zen? (Editing) Wie­so sieht das fast wie con­ti­nui­ty editing aus (natür­lich eine Über­trei­bung) – war das Mate­ri­al teil­wei­se mon­tiert? Hat er Tei­le, die schon mon­tiert waren, so über­nom­men? Wie vie­le Quel­len gibt es? Wie kann der Film so abge­schlif­fen aus­se­hen? Ich wuss­te, dass er mit Archiv­ma­te­ri­al [aus der Zeit] gear­bei­tet hat und die ers­ten Minu­ten schie­nen mir trotz­dem aus einem ‘Spiel­film’ (nein, den Unter­schied gibt es so gar nicht) zu stam­men. Ich stel­le mir drei­mal so vie­le Fra­gen über die Tonebene.
  • Ich fin­de man­ches aus der Beschrei­bung des Films, die auf der Sei­te der Vien­na­le zu fin­den ist, komisch: “Loz­nit­sa mon­tiert sei­ner­zeit ent­stan­de­nes Mate­ri­al mit bewähr­ter Zurück­hal­tung und kon­zen­triert sich auf die Gesich­ter; man lernt: Im Moment ihres Gesche­hens ist Geschich­te banal und du und ich sind auch durch blo­ßes Her­um­ste­hen dar­an beteiligt.” 
  • Kurz nach dem Film muss­te ich an Video­gram­me einer Revo­lu­ti­on von Harun Faro­cki – die Vor­be­rei­tung auf die TV Sen­dung – den­ken und lachen. – Was sagen wir jetzt? Die hin­ten mit der Flag­ge – Wir haben gewon­nen, wir haben gewon­nen. Dann muss­te ich natür­lich an Por­um­boiu den­ken, ich fra­ge mich, ob er noch in Wien ist.
  • Ich habe eine Ther­mos­fla­sche in der Vien­na­le-Tasche gehabt und die Tasche ist ein wenig geschmol­zen, weil die Fla­sche heiß war und die Tasche aus Plas­tik oder etwas Ähn­li­ches ist und ich habe mich geschämt, weil mei­ne Tasche im Kino gestun­ken hat, aber du hast es nicht gemerkt.
  • A Poem is a Naked Per­son ist bunt und zer­streut und war ein guter Anfang für den Tag und ein Mann isst einen Becher.
  • Mor­gen kann man die Kar­te für Ceme­tery of Sple­ndour reser­vie­ren, es darf nicht schiefgehen.