Notiz zu Undine von Christian Petzold

Es gibt Filme, bei denen kann man sich nicht vorstellen, was die Menschen, die in ihnen zu sehen sind, essen. Undine ist ein solcher Film. Christian Petzold, einer der größten Romantiker des deutschen Films seit Murnau, lässt in ihm mythologische (Imaginationen einer) Liebe auf das treffen, was es halt zu sehen gibt in Deutschland: Wohnsiedlungen aus dem Zugfenster, Bahnhöfe, Hotelzimmer, Wohnbauten und Aquarien gefüllt mit Seegras und Figuren von Obi.

Der Film mutet an wie eine Beweisführung: ja, es gibt eine andere Welt und ja, sie ist in dieser. Wer sich verliebt und warum ist gar nicht so wichtig hier. Man muss nur an irgendetwas glauben (Liebe, Sterne, Sagen, Aliens usw.) und schon taucht man wortwörtlich ein mit Petzold, der insgeheim ja schon immer Filme im und unter Wasser drehte, am offensichtlichsten wohl mit Yella, aber auch ganz metaphorisch, wenn man den Tauchgang als Zustandsveränderung betrachtet.

Warum manche Nebenfiguren so sprechen, als würden sie einen englischsprachigen Film synchronisieren („Hey, ich hab’ kein Bock zwei Stunden auf dem scheiß Kamener Kreuz rumzustehen!“) und die Kette eigentlich recht ansprechender Unwahrscheinlichkeiten nicht sorgfältiger mit einer Welt jenseits bloßer Plotstrukturen verwoben wird, ist schwer zu sagen. Insgeheim beschleicht einen sowieso das Gefühl, das Petzold am liebsten B-Movies drehen würde und man alles nicht zu ernst nehmen braucht. Aber wirklich unheimlich, irre oder einladend, um in einer unerwarteten Nacht den eigenen Abgründen und Sehnsüchten zu frönen, ist Undine nun auch nicht.

(Viele haben bemerkt, dass sie gern mehr gesehen hätten von den Szenen, die sich mit der Architekturgeschichte Berlins befassen. Ich gehöre nicht dazu.)