Ich hätte diesen unwirklich in der Luft schwebenden Blauflüglern Stunden zusehen können und doch hätten sie mich getäuscht. So ist das mit der Schönheit, sie hat schon manchem Grauen eine seltsame Anmut verliehen und irrlichternd all jene verführt, die es hätten besser wissen müssen. Oftmals beschreibt das Wort „schön“ ja letztlich nur eine Sprachlosigkeit, entweder, weil man überwältigt wird oder aber, weil man nichts zu sagen weiß.
An einem kleinen Nebenarm der Donau nahe Tulln beobachtete ich drei Blauflügel-Prachtlibellen im, so glaubte ich, vergnügten Tanz auf wassernahen Pflanzen und kleinen Steinen, die wie Inseln aus dem trüben Bach ragten. Sie funkelten förmlich, diese Blauflügel-Prachtlibellen, Diamanten der Luft, die sich wenig Rast gönnten in der heißen Luft des Tages.
Es waren drei Libellen, die sich umschwirrten, verfolgten und umgarnten während ich bewegungslos am Ufer stand und ihnen zusah. Sie präsentierten ihre schillernde Flügelpracht und die blau pulsierenden Äderchen, betrachteten sich durch ihre tausend Augen und fielen dabei selbstvergessen fast ins Wasser .
Erst als ich später davon las, dass ich diesen männlichen Seejungfern bei einem lebensentscheidenden Kampf beiwohnte, der dem bestmöglichen Ort zur Eiablage galt, veränderte sich einmal mehr mein Bild einer Idylle, die nie eine war. Aus Tänzen wurden Drohungen, aus Verspieltheit Todesangst. Es ist ein uralter Fehler zu glauben, dass blaues Blut glänzt und blaue Feen fröhlich singen, wenn sie eigentlich ums Leben schreien.